Schröder-Plan:Bundeskanzler Platzeck?

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Spätestens seit er im September unter extrem schwierigen Vorzeichen seine Landtagswahl gewann, gilt Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck als einer der Lieblingspolitiker Schröders. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass der Kanzler den 50-Jährigen zum Kronprinzen aufbauen will. Doch Platzeck dementiert.

Platzeck sei der geeignete Kandidat, wenn Schröder die Bundestagswahl 2006 gewinne und dann ein Nachfolger aufgebaut werden müsse, sagten mehrere enge Vertraute Schröder laut Financial Times Deutschland.

Verstehen sich gut: Platzeck und Schröder im vergangenen Sommer. (Foto: Foto: ddp)

Ein erster Schritt auf dem Weg zum Regierungschef könnte eine Berufung Platzecks ins Schröders Kabinett sein, falls Rot-Grün die Bundestagswahl 2006 gewinnen sollte. Bundeskanzler könnte Platzeck dann frühestens 2008 werden, wenn Schröder vorzeitig aus dem Amt scheide.

Schröder will 2006 zum letzten Mal kandidieren und denkt daran, dann keine volle Wahlperiode mehr im Amt zu bleiben.

Platzeck dementierte die Berichte am Mittwoch: "Niemand ist in dieser Zeit gegen Weihnachtgeschichten gefeit. Auch wenn sie ehrenvoll klingen, kann ich nur sagen: Ich bin hier in Brandenburg bis 2009 gewählt und werde das Vertrauen der Wähler rechtfertigen."

Regierungssprecher Béla Anda bezeichnete den FTD-Bericht als "Weihnachtsmärchen".

Brandenburgs CDU-Vorsitzender Jörg Schönbohm sagte der Bild-Zeitung: "Ich hoffe natürlich, dass die CDU den nächsten Bundeskanzler stellt. Aber wenn ein Potsdamer Kanzler wird, wäre das auch gut für Brandenburg."

Hoffnungsträger Nummer eins

Platzeck, der kommende Woche 51 Jahre alt wird, gilt seit geraumer Zeit als Hoffnungsträger Nummer eins in der SPD. Bei der Landtagswahl am 19. September gelang es Platzeck, die SPD trotz der Massen-Proteste gegen Hartz IV als stärkste Partei in Brandenburg zu halten und den Abstand zum alten und neuen Koalitionspartner CDU zu vergrößern.

Platzecks Standhaftigkeit zur rot-grüne Arbeitsmarktreform hatte Schröder und SPD-Chef Franz Müntefering im Sommer beeindruckt. Platzeck habe in den vergangenen Jahren "erheblich an Potenzial gewonnen", hieß es in Regierungskreisen. "Platzeck ist für jedes Spitzenamt in der engeren Auswahl", zitiert die FTD einen SPD-Landeschef.

Bundes-SPD vor Generationswechsel

Platzeck kommt aus der DDR-Bürgerbewegung, engagierte sich dann bei den Grünen und wechselte erst 1995 zur SPD. Offiziell lehnt er einen Wechsel in die Bundespolitik ab. "Ich bin für fünf Jahre in Brandenburg angetreten. Das gilt", sagte Platzeck kürzlich.

Ein Aufstieg Platzecks in die Bundesregierung würde zu den Plänen der SPD-Führung passen, ihr Spitzenpersonal zu verjüngen.

Nachdem Schröder sich bisher zu keiner Kabinettsumbildung durchringen konnte, wird spätestens für 2006 damit gerechnet. Schröder wird dann 62 Jahre alt sein, Müntefering 66. Auch die Minister Hans Eichel und Wolfgang Clement sind bereits über 60, Innenminister Otto Schily über 70.

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