Schreiber, Strauß und die CSU:Die Rache des Lobbyisten

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Seinem Rausschmiss aus der CSU kam Schreiber zuvor und trat aus. Seitdem versucht er seiner ehemaligen Partei etwas anzuhängen.

In der Anklageschrift geht die Augsburger Staatsanwaltschaft auch auf die Beziehung zwischen dem Waffenhändler Karlheinz Schreiber, 69, und Max Josef Strauß, 44, ein. Zeugen hätten von einem "Vater/Sohn"- und "Onkel/Neffe"-Verhältnis gesprochen, heißt es da. Der hemdsärmelige, bullige Schreiber habe einen "sehr vertraulichen Umgang" mit Max Strauß gehabt, er habe den jungen Mann fördern wollen. Auch zu dessen Vater Franz Josef habe Schreiber "ein enges Verhältnis gepflegt".

Die Beziehung wurde zwar getrübt, als die Strauß-Familie in den achtziger Jahren in Kanada durch Schreiber-Investments viel Geld verlor. Auch Max zahlte damals Lehrgeld, denn er sollte die Engagements im Auftrag der Familie kontrollieren. Dennoch ist das Band zwischen den beiden nie abgerissen. Schreiber hat Max Strauß oft mit auf Reisen genommen - und er hat die Welt an der Beziehung teilhaben lassen: "Ich habe den Max am Telefon", sagte er oft, wenn ihm Journalisten beim Telefonieren zuschauten. Immer der Max. "Ziehe die Handschuhe aus", hat er dem Max zu einem entschlosseneren Vorgehen geraten. Strauß solle draufhauen, auf die Medien, auf die Justiz, auf alle, die ihn verfolgten. Und das stand dann wieder in der Zeitung.

"Ziehe die Handschuhe aus"

Aus Sicht von Max Strauß hat Schreiber gut reden. Erst lebte der von der deutschen Justiz mit Haftbefehl gesuchte Schreiber, der mit seinen Schwarzgeldkonten die Parteispendenaffäre auslöste, scheinbar unangreifbar in der Schweiz. Dann zog er sich, als auch der Alpenstaat nicht mehr ganz sicher zu sein schien, nach Kanada zurück. Der aus Kaufering bei Landsberg stammende Waffenhändler hat auch einen kanadischen Pass.

Zwar hat die Augsburger Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2000 gegen Schreiber eine Anklage wegen Steuerhinterziehung und diverser anderer Delikte gefertigt. Doch seine Chancen sind gut, dass er die Verjährung seiner Taten abwarten kann, bis er irgendwann als freier Mann nach Deutschland zurückkehrt. Wenn überhaupt. In Kanada macht er derzeit mit Nudeln seine Geschäfte. Er hat eine Maschine erfunden, die mit heißer Luft schnell Spaghetti kocht.

In Deutschland hat der Heißluft-Fanatiker seine politische Heimat verloren. Die CSU wollte ihn ausschließen. Um dem Rauswurf zuvorzukommen, ist Schreiber dann lieber selbst ausgetreten.

Heißluft-Fanatiker als Racheengel

Seitdem sinnt er auf Rache und versucht, der CSU etwas anzuhängen. So etwa, als eine Delegation des Bundestagsausschusses zur Untersuchung der Parteispendenaffäre eigens nach Kanada reiste, um Schreiber als Zeugen zu hören. Der Lobbyist erklärte den Abgeordneten, das von ihm zu den Airbus-Verkäufen nach Thailand und Kanada eingerichtete Rubrikkonto "Master/Maxwell" - das nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Max Strauß zugeordnet war - sei ein Finanzierungskonto der CSU gewesen. Die umgerechnet 2,6 Millionen Euro Schmiergeld seien folglich der CSU zu Gute gekommen.

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber und Strauß könnten das bestätigen. Stoiber hat dagegen vor zwei Untersuchungsausschüssen erklärt, er habe keine Kenntnis dieses Sachverhalts. Auch Max Strauß bestritt in zwei Einlassungen bei der Staatsanwaltschaft jegliches Wissen über ein solches Konto.

Die Staatsanwaltschaft wertet die Aussagen Schreibers als "widersprüchlich" und "nicht glaubhaft". Es gebe "keinerlei Anhaltspunkte", so die Anklageschrift, dass das Konto "Master/Maxwell" als geheimes Konto für die CSU eingerichtet worden sei.

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