Schily:"Terror-Netzwerke müssen zerschlagen werden"

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Der Bundesinnenminister hat zu einem entschiedenen Einsatz gegen den Terror aufgerufen. Nach den Anschlägen in Casablanca warnt Schily, dass "al-Qaida und ähnliche Terrororganisationen noch aktionsfähig" sind und mit neuen Attentaten gerechnet werden muss.

"Unsere einzige Chance ist nicht der Schutz, so viel Polizei haben wir nirgendwo weltweit", erklärte Bundesinnenminister Otto Schily am Sonntag in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen".

Innenminister Otto Schily. (Foto: AP)

Vielmehr müsse man die "Netzwerke" der Terroristen zerschlagen und die Aufklärung "in der besten Form, die wir leisten können" erreichen.

Die jüngsten Anschläge in Casablanca und Riad seien der Terrororganisation von Osama bin Laden zuzuordnen: "Es hat sich auf grausame Weise bestätigt, dass unsere Einschätzung richtig ist, dass al-Qaida und ähnliche Terrororganisationen noch aktionsfähig sind."

Warnungen vor Anschlägen in Kenia

Es gebe Befürchtungen vor neuen Attentaten, sagte der Minister - "in anderen afrikanischen Ländern, allen voran Kenia". Auch das Auswärtige Amt und der Bundesnachrichtendienst (BND) hatten zuvor eindringlich vor Terroranschlägen gewarnt. Laut BND gilt die Gefahr nicht nur für Nord- und Ostafrika, sondern auch für Saudi-Arabien und Afghanistan.

Die Terrorgruppe al-Qaida habe sich nach einem vertraulichen BND-Lagebericht, aus dem die Welt am Sonntag zitierte, personell neu geordnet. Die Organisation sei finanziell wieder in der Lage, weltweit mehrfach gleichzeitig zuzuschlagen.

Wegen der Terrorgefahr empfahl das Auswärtige Amt (AA) am Wochenende, derzeit auf Reisen nach Dschibuti und Tansania zu verzichten. Zu erhöhter Aufmerksamkeit rät das Außenministerium bei Fahrten nach Uganda, Äthiopien und Eritrea.

"Wenn Sie sich das Aufkommen der Warnmeldungen anschauen hat es sich noch einmal gesteigert. Das ist eine sehr schwierige Situation, der wir gegenüberstehen", sagte Schily in der Fernsehsendung.

Casablanca-Attentäter mit Verbindungen zu al-Qaida

Unterdessen erklärte der marokkanische Justizminister Mohammed Bouzoubaa, dass einige der Selbstmordattentäter von Casablanca einer in Marokko verbotenen radikal-islamistischen Gruppierung angehört hätten. Angeblich gibt es Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida von Osama bin Laden haben.

Wie Bouzoubaa am Sonntag in Rabat mitteilte, handelt es sich um die im Untergrund operierende Gruppe "Assirat al Moustaqim" (Der rechte Weg). Einige ihrer Mitglieder sollen sich angesichts von Razzien in Marokko im vergangenen Jahr ins Ausland abgesetzt haben und nun für die Anschläge zurückgekehrt sein.

Unterdessen wächst nach den Selbstmordanschlägen in der marokkanischen Hafenstadt vom Freitagabend mit 42 Toten und fast 100 Verletzten die Furcht vor einer neuen Welle islamistischen Terrors. Das Attentat erfolgte nur vier Tage nach den Terroranschlägen im saudi-arabischen Riad.

Die fünf Bomben in Casablanca trafen jüdische und westliche Einrichtungen. Die meisten Todesopfer sind Marokkaner, aber auch drei Spanier, drei Franzosen, ein Italiener und ein Jugoslawe kamen um. Auch 13 der 14 Selbstmordattentäter seien tot, sagte Innenminister Mustafa Sahel am Sonntag. Die Anschläge trügen die "Handschrift" al-Qaidas, hieß es in Sicherheitskreisen.

Nach dem Blutbad wurden drei mutmaßliche Täter gefasst, unter ihnen ein schwer verletzter Selbstmordattentäter. Zudem seien bei Razzien im ganzen Land bis zu 100 Islamisten festgenommen worden, teilten Parteien und Menschenrechtsgruppen mit. Die Polizei sprach dagegen von rund 30 Festnahmen.

Marokko, ein enger Verbündeter der USA in der arabischen Welt, wurde mit den Anschlägen erstmals Ziel eines solchen Angriffs. König Mohammed VI. habe nach Besichtigung der Tatorte ein hartes Durchgreifen gefordert, hieß es.

(sueddeutsche.de/dpa)

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