Scharons Pläne für Siedlungen im Gazastreifen:"Evakuieren - pardon, verlegen"

Zum Entsetzen führender Mitglieder seiner regierenden Likud-Partei plant Israels Ministerpräsident, 17 der 19 jüdischen Siedlungen im Gazastreifen zu räumen. Erste Maßnahmen wurden angeblich bereits eingeleitet.

Er gehe davon aus, dass es in Zukunft keine Juden im Gazastreifen geben werde, erklärte Sharon in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung Haaretz, das am Montag auszugsweise auf der Internetseite der Zeitung erschien und am Dienstag komplett veröffentlicht werden soll.

Palästinensische Politiker äußerten sich skeptisch zur Ankündigung Scharons. Vertreter jüdischer Siedlergruppen erklärten, eine weitgehende Räumung des Gazastreifens belohne Terrorismus. Im Gazastreifen leben etwa 7500 jüdische Siedler unter schwerem militärischen Schutz inmitten von etwa 1,4 Millionen Palästinensern.

Sharon sucht Zustimmung der USA

"Es ist meine Absicht, eine Evakuierung - pardon, Verlegung - der Siedlungen umzusetzen, die uns Probleme machen und die wir bei einer endgültigen Lösung nicht halten können, wie die Gaza-Siedlungen", sagte Scharon weiter. Er wolle für den Plan die Zustimmung der USA gewinnen. "Wir brauchen ihre Unterstützung." Scharon informierte danach seine Parteiführung.

Der israelische Außenminister Silwan Schalom betonte, es gebe keine Entscheidung zur Räumung der Siedlungen. "Einseitige Schritte werden Israels Sicherheitsproblem nicht lösen und die Situation vielleicht noch verschlimmern", so Schalom. Israels Oppositionsführer Schimon Peres erinnerte daran, dass es bereits eine Reihe von Plänen gegeben habe, ohne dass es zur Umsetzung kam.

Die Auflösung israelischer Siedlungen in den Palästinensergebieten ist Teil des Nahost-Friedensplans "Roadmap", der für kommendes Jahr die Gründung eines Palästinenserstaates vorsieht. Auf einen Zeitrahmen wollte sich Sharon dabei allerdings nicht festlegen: "Wir reden von einer Bevölkerung von 7500 Menschen. Das ist keine einfache Sache."

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