Sauerland-Gruppe:Angeklagter widerruft Geständnis

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Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat der Prozess gegen zwei mutmaßliche Helfer der Sauerland-Gruppe begonnen - mit einer Überraschung.

Mit der Verlesung der Anklage hat in Frankfurt ein Prozess gegen zwei mutmaßliche Anhänger der als terroristisch eingestuften Islamistischen Dschihad Union (IJU) begonnen. Vor dem Oberlandesgericht müssen sich ein 28 Jahre alter Deutsch-Afghane und ein 27 Jahre alter Türke unter anderem wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verantworten. Die Männer sollen auch mit Verantwortlichen der sogenannten Sauerland- Gruppe zusammengearbeitet haben. Zu Beginn des Verfahrens vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts widerrief Hüseyin Ö. sein früheres Geständnis.

Der aus Afghanistan stammende Deutsche Omid S. (rechts) und der Türke Hüseyin Ö. (hinten, verdeckt durch Aktenordner) zu Prozessbeginn im Oberlandesgericht Frankfurt. (Foto: Foto: dpa)

Die beiden mutmaßlichen Terrorhelfer aus den südhessischen Kleinstädten Langen und Dietzenbach waren am 18. September 2008 in der Nähe von Frankfurt am Main festgenommen worden. Omid S. befindet sich seitdem in Untersuchungshaft, der gegen Hüseyin Ö. erlassene Haftbefehl wurde wegen seines Geständnisses am 30. September 2008 unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Seitdem war er auf freiem Fuß.

Der Prozess wird voraussichtlich mehrere Monate dauern

Die beiden sind auch wegen Betruges und Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz angeklagt. Der Deutsch-Afghane Omid S. soll auf Betreiben des im September 2007 im Sauerland festgenommen Terrorverdächtigen Adem Yilmaz im Mai 2007 in Ausbildungslager der IJU im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet gereist sein. Dort habe er eine Kampfausbildung absolviert. Ziel sei es gewesen, ihn als Dschihad-Kämpfer für Selbstmordanschläge auszubilden. Der 28-Jährige habe außerdem Ausrüstungsgegenstände gekauft und an Verantwortliche der IJU übergeben.

Auch der 27 Jahre alte Türke Hüseyin Ö. soll auf Betreiben von Yilmaz zu einer solchen Ausbildung gereist sein. Er sei aber von pakistanischen Sicherheitsbehörden aufgegriffen worden. Darüber hinaus legt die Ermittlungsbehörde Hüseyin Ö. zur Last, Ausrüstung beschafft zu haben.

Zudem habe er Yilmaz seine EC-Karte mit dazugehöriger Geheimnummer überlassen, damit dieser das Guthaben für die IJU einsetzen könne. Auf dieses Konto sei Arbeitslosengeld überwiesen worden, das sich Hüseyin Ö. mit falschen Angaben bei der Arbeitsagentur erschlichen habe.

Zur Zeit wird vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf unter ähnlich strengen Sicherheitsbedingungen gegen vier Mitglieder der Sauerlandgruppe verhandelt. Die zum Islam konvertierten Deutschen Fritz Gelowicz und Daniel Schneider, der Deutsch-Türke Atilla Selek und der Türke Adem Yilmaz sollen eine deutsche Zelle der IJU gegründet haben. Sie wollten laut Anklage mit Autobomben möglichst viele US-Bürger in Deutschland töten.

Hüseyin Ö.s Anwalt Gabor Subai erklärte vor Gericht, beide Prozesse hätten politische Gründe. Es gehe um die Rechtfertigung des BKA-Gesetzes. Die ersten zwei Verhandlungstage sollen die beiden Angeklagten die Gelegenheit haben, sich zu äußern. Anschließend wollen die Richter die Familien der beiden befragen. Am 10. Juli soll der Düsseldorfer Angeklagte Yilmaz als Zeuge in Frankfurt vernommen werden. Der Prozess wird voraussichtlich mehrere Monate dauern.

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