Said Nura Aliye, 21, aus Äthiopien:Volleyball gegen den Frust

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(Foto: Corinna Guthknecht)

Seit eineinhalb Jahren wohnt er in einem ehemaligen Hotel in Nürnberg. Um rauszukommen, spielt er dreimal die Woche Volleyball und fährt viel Fahrrad.

Protokoll von Jasmin Siebert

Said Nura Aliye, 21, aus Äthiopien, seit 2015 in Deutschland:

"Warum darf ich nicht normal arbeiten? Ich bekomme einfach so jeden Monat 300 Euro aufs Konto. Ich will dieses Geld vom Amt nicht. Es ist doch kein Wunder, wenn die Deutschen über uns Flüchtlinge schimpfen. Ich bin jung und gesund.

Mit 17 wurde ich bei einer Demonstration für die Rechte meiner Volksgruppe verhaftet. Ich bin Oromo und Demonstrieren ist in Äthiopien verboten. Wir waren 16 Leute in einer engen Zelle, drei waren dem Tode nahe. Ich wurde gefoltert, bis ich bewusstlos war. Nach drei Monaten kaufte mein Vater mich frei und ich bin sofort geflohen. Sudan, Libyen - es war die Hölle. Einmal wollte ein Flüchtling nur etwas trinken - der Schlepper erschoss ihn. Als ich im August 2015 in München ankam, sprachen am Bahnhof alle Englisch. Erst als ich die deutsche Flagge im Polizeipräsidium sah, begriff ich, wo ich gelandet war.

Seit eineinhalb Jahren wohne ich in einem ehemaligen Hotel in Nürnberg, das Zimmer teile ich mit einem anderen Äthiopier. Um aus der Unterkunft rauszukommen, fahre ich mit dem Fahrrad herum und spiele dreimal in der Woche Volleyball. Nach dem Training gehen wir oft zusammen etwas trinken, aber einen deutschen Freund habe ich noch nicht gefunden. Ich lerne jetzt Altenpflegehelfer in einem speziellen Projekt für Geflüchtete. Schon in meiner Berufsintegrationsklasse waren fast nur Äthiopier. Das finde ich nicht gut. Lieber würde ich mit Deutschen den Unterricht besuchen und zusammenarbeiten, um die Sprache endlich richtig zu lernen. Aber ohne Aufenthaltsgenehmigung darf ich keine normale Ausbildung machen."

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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