Saddams Exekution:Mutmaßlicher Autor des Hinrichtungs-Videos festgenommen

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Bei dem Verdächtigen handelt es sich offenbar um einen "Offiziellen, der die Hinrichtung beaufsichtigte".

Das teilte ein Berater des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki mit. Einen Namen nannte er nicht.

Der vom arabischen Sender al-Dschasira und im Internet verbreitete Film hatte international Empörung ausgelöst. Er zeigt die Hinrichtung in voller Länge und im Unterschied zum offiziellen Video auch mit Ton.

Wie unterdessen bekannt wurde, sollen zwei Mitangeklagte Saddam Hussein an diesem Donnerstag hingerichtet werden. Das verlautete am Mittwoch aus Regierungskreisen.

Wegen eines Massakers an 148 Schiiten 1982 wurden außer Saddam Hussein sein Halbbruder Barsan Ibrahim, früherer Geheimdienstchef, und Awad Hamed al-Bandar, der ehemalige Vorsitzende des Revolutionsgerichts, zum Tod durch den Strang verurteilt.

Ihre Hinrichtung wurde aber bis nach dem islamischen Fest Eid al-Adha aufgeschoben, das für die Schiiten im Irak am Mittwoch endet. Regierungschef al-Maliki hatte das Innenministerium angewiesen zu ermitteln, wer das Video machte und wer es an die Medien schickte.

Heftige Proteste

Im Irak protestierten vor allem Sunniten nach der Ausstrahlung der Aufnahmen. Sie hatten ihren Sonderstatus nach dem Sturz Saddam Husseins im März 2003 verloren.

In dem inoffiziellen Video ist zu hören, wie Zeugen der Hinrichtung den Namen des Schiitenführers Muktada al-Sadr rufen. Saddam Hussein fragt daraufhin: "Ist das mannhaft?" Eine Stimme antwortet: "Zur Hölle".

Auch die Hinrichtung selbst ist zu sehen. Vermutlich wurde das Video mit einem Handy aufgenommen. Bei der Exekution waren eine nicht bekannte Zahl von Wachleuten und 14 ausgewählte Zeugen zugegen.

Der irakische Staatsanwalt Munkith al-Farun sagte, dass zwei Zeugen der Hinrichtung entgegen der Bestimmungen ein Mobiltelefon dabei hatten und offen gefilmt hätten.

Ihre Namen kenne er nicht, sagte al-Farun der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch in einem Telefoninterview. Die New York Times schrieb, al-Farun habe gesagt, einer der beiden Männer sei Sicherheitsberater Mowaffak al-Rubaie gewesen. In dem Gespräch mit AP wies al-Farun dies zurück und sagte, er beschuldige al-Rubaie nicht und habe auch nicht gesehen, dass er Aufnahmen gemacht habe.

Die provozierenden Rufe seien von Wachleuten außerhalb der Hinrichtungskammer gekommen. Er selbst bemühte sich offenbar darum, für Ruhe zu sorgen: "Bitte nein, dieser Mann wird gerade hingerichtet, ich bitte Sie, nein", sagt eine Stimme in dem Video, die ihm zugeschrieben wird.

US-Soldaten nahmen unterdessen bei Razzien im westirakischen Ramadi am Mittwochmorgen 23 Terrorverdächtige fest. Die Männer sollen nach Militärangaben Verbindungen zu ranghohen Mitgliedern des Terrornetzwerks al-Qaida haben.

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