Saddam Hussein:Vom Partei-Mitglied zum Diktator

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Saddam Husseins politischer Aufstieg beginnt in der Baath-Partei, dort kämpft er sich an die zweite Stelle hinter dem Präsidenten Marschall al Bakr. Nach dessen Rücktritt übernimmt Saddam 1979 die Macht.

Schon als Schüler begeistert sich Hussein für die nationalrevolutionären Ziele der damals noch illegalen Baath-Partei, deren Mitglied er 1957 wird. Am 17. Oktober 1959 gehört er dem Kommando an, das im Auftrag der Baath-Partei den irakischen Diktator General Kassem ermorden soll.

Das Attentat misslingt. Hussein, der bei der Aktion leicht verletzt wird, aber entgegen späteren Heldenlegenden insgesamt eine eher unbedeutende Rolle spielt, hält sich in den folgenden sechs Monaten in Syrien auf, wo Baath-Gründer Michel Aflaq sein politischer Mentor wird.

Danach geht er nach Ägypten und wird 1962 ein führendes Mitglied des Kairoer Baath-Büros. Nach dem Staatsstreich unter Hassan al-Bakr und der Hinrichtung von Kassem im Februar 1963 kehrt Hussein in den Irak zurück.

Generalsekretär Hussein

Die siegreiche Baath-Partei wird schon wenige Monate später durch Marschall Aref wieder aus ihren Regierungsämtern vertrieben. Wegen eines Komplotts gegen Aref inhaftiert, wird Hussein noch im Gefängnis 1965 vom 8. Nationalkongress der Baath in die Führungsriege der Partei gewählt. 1966 wird er stellvertretender Sekretär der regionalen Baath-Führung im Irak.

Am Umsturz des 17. Juli 1968, der die Baath-Partei wieder an die Macht bringt, ist Hussein maßgeblich beteiligt. Während General al Bakr Staatschef wird, baut Hussein als stellvertretender Generalsekretär den Parteiapparat neu auf; die Zahl der Mitglieder steigt steil an.

Hussein war auch der Schöpfer der Nationalen Front zusammen mit der irakischen KP (die 1979 die Front wieder verließ) sowie der Kurdischen Demokratischen Partei. Ab November 1968 ist er Vizepräsident des Revolutionären Kommandorates und de facto die Nummer Zwei hinter dem Staatschef.

Nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Marschall al Bakr am 16. Juli 1979 übernimmt Hussein als Staats- und Regierungschef, Generalsekretär der Baath und Oberbefehlshaber der Streitkräfte die Macht.

Kaum im Amt, nimmt Saddam einen Putschversuch zum Anlass einer blutigen "Säuberung" mit zahlreichen Hinrichtungen, der viele bedeutende Partei- und Regierungsmitglieder zum Opfer fallen. Auch die Streitkräfte macht sich Hussein gefügig.

Innenpolitische Pluspunkte sammelt Hussein, indem er den 1972 verstaatlichten Erdölsektor nutzbringend in die Volkswirtschaft integriert, den Analphabetismus mit Erfolg bekämpft, den Frauen sämtliche Berufsrechte einräumt und Privatwirtschaft zulässt.

Aussöhnung mit Saudi-Arabien

Andererseits baut er einen nahezu perfekten Überwachungsstaat auf, besetzt Schlüsselpositionen mit Angehörigen seines Familienclans und initiiert einen selbst für orientalische Verhältnisse maßlosen Personenkult, der 1987 mit dem Neubau von Babylon einen Höhepunkt erreichte. Bei den ersten Parlamentswahlen seit dem Sturz der Monarchie erzielt die Baath-Partei im Juni 1980 erwartungsgemäß eine klare Mehrheit.

Außenpolitisch befürwortet Hussein eine enge Zusammenarbeit mit der Sowjetunion (Freundschaftsvertrag 1972). Die früher guten Beziehungen zu Syrien kühlen nach Husseins Machtübernahme deutlich ab, andererseits gelang Hussein die Aussöhnung mit Saudi-Arabien (Staatsbesuch im Aug. 1980).

Im Juni 1980 eröffnet der Irak Kampfhandlungen gegen den Iran um beanspruchte Gebiete im iranischen Südwesten (Khusistan). Daraus entwickelt sich ein langer, für beide Seiten sehr verlustreicher Krieg (Waffenstillstand am 20. Aug. 1988).

Dank massiver Kredithilfe der arabischen Ölstaaten und umfangreicher Waffenhilfe aus West und Ost kann sich Hussein am Ende als "halber Sieger" gegen das weltweit isolierte Khomeini-Regime feiern lassen. Obwohl rücksichtslose Giftgaseinsätze, zum Teil auch gegen aufsässige Kurden im eigenen Land geführt, heftig kritisiert wurden. Das erklärte Kriegsziel des Irans, Hussein als Aggressor international zu brandmarken und ihn als Staatschef zu stürzen, wird nicht erreicht.

Als Vorsitzender der Baath-Partei war H. bereits im Juni 1982 einmütig bestätigt worden. Danach entließ er alle Mitglieder des bisherigen Revolutionsrates und ernannte einen neuen achtköpfigen (später neunköpfigen) "Kommandorat der Revolution" unter seinem Vorsitz.

Drohgebärden gegen Kuwait

Im Juli 1990 nutzt Hussein die Diskussion um Preise und Exportquoten bei der arabischen Ölförderung zu aggressiven Drohgebärden gegenüber dem kleinen Nachbarstaat Kuwait. Unter dem Vorwand der Unterstützung einer kuwaitischen Revolution marschieren am 2. Aug. 1990 irakische Truppen in Kuwait ein und besetzten das Land.

Mit der Resolution 678 des UNO-Sicherheitsrates vom 29. Nov. 1990 wurde dem Irak schließlich ultimativ eine Frist für den Abzug aus Kuwait bis zum 15. Jan. 1991 gesetzt.

Krieg der Alliierten

Am 17. Jan. 1991 beginnt der Krieg der Alliierten gegen den Irak, der zunächst vor allem als Luftkrieg geführt wird. Als der Irak auf eine weitere ultimative Forderung zum Abzug seiner Truppen aus Kuwait nicht reagiert, beginnen die Alliierten am 24. Febr. 1991 mit einer großangelegten Bodenoffensive. 100 Stunden nach Beginn der Bodenoffensive und sechs Wochen nach Kriegsbeginn stellten die multinationalen Streitkräfte ihre Offensive ein.

Dank der frühen Einstellung der Kämpfe bewahrt Hussein einen Großteil seines Machtapparates und überlebt nicht nur das militärische Debakel in der "Mutter aller Schlachten", sondern auch die folgenden Aufstandsbewegungen unter den Schiiten im Süden des Irak und den Kurden im Norden.

Sanktionen und Inspektoren

Im Sept. 1991 gibt Hussein das Amt des Regierungschefs an Mohamed Hamza al Zubaidi ab, blieb jedoch als Staats- und Parteichef weiterhin bestimmend. Er akzeptiert zwar offiziell die UNO-Auflagen zur Aufdeckung und Vernichtung des irakischen Arsenals an ballistischen Raketen und chemisch-biologischen Massenvernichtungsmitteln, versucht aber immer wieder, die Arbeit der UNO-Inspektoren zu unterlaufen oder zu behindern.

27. März 2000: Bei den Parlamentswahlen in Irak bewerben sich 512 Kandidaten für 220 Sitze. Sie gehören sämtlich zur Baath-Partei oder stehen ihr nahe. 30 weitere Vertreter werden von Präsident Saddam Hussein ernannt. Unter den neuen Abgeordneten sind 25 Frauen. Udai Hussein, Sohn des Staatschefs, wird nach offiziellen Angaben mit 99,99 % der Stimmen "gewählt".

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