Der Ring russischer Agenten in den USA, mit der rothaarigen Anna Chapman als Star, wurde offenbar von einem früheren Top-Mann des Geheimdienstes KGB verraten. Sein Name: Oberst Alexander Potejew, ein Weißrusse, der im sowjetischen Afghanistan-Krieg (1979 bis 1988) in der KGB-Sondereinheit "Zenit" diente.
Russische Quellen hatten zunächst vor kurzem einen Mann namens Scherbakow als Verräter benannt. Den neuen Namen enthüllte die britische Zeitung Daily Telegraph. Schon in den neunziger Jahren wurde Potejew von der CIA vermutlich als Doppelagent gewonnen. Da arbeitete der Mann als Vizedirektor im russischen Auslandsgeheimdienst SWR im Departement S. Diese Abteilung koordinierte die Aktivitäten russischer Agenten in den USA.
Im Juni setzte sich der Doppelagent offenbar in die USA ab, die Familie war bereits ausgereist - und kurz danach wurden Anna Chapman und der Agentenring um sie herum enttarnt. Staatspräsident Dimitri Medwedjew hat eine interne Untersuchung der Vorgänge im SWR angeordnet. Die Enttarnung der Chapman-Gruppe hat das russische Selbstbewusstsein stark angeschlagen. Dem abtrünnigen Ex-KGB-Mann Potejew droht in Abwesenheit ein Prozess wegen Hochverrat.
Ministerpräsident Wladimir Putin hatte bei einem Treffen mit den in den USA aufgeflogenen Spionen bereits Konsequenzen angedeutet, die einem Roman von John le Carré entstammen könnten: "Verräter enden immer auf schlimmste Weise. In der Regel krepieren sie entweder im Suff oder im Drogenrausch", erklärte der frühere KGB-Agent.
Und : "Geheimdienste leben nach ihren eigenen Gesetzen und jeder weiß, wie diese Gesetze aussehen."
Für Anna Chapman hat die brisante Sache neue Karrierechancen eröffnet. Sie posierte nackt für die russische Ausgabe der Zeitschrift Maxim.
Hier hieß sie nicht mehr "Agentin 00Sex" wie in einigen westlichen Publikationen, sondern "Agentin 90-60-90".