Russland:Gedenken an Geiseldrama von Beslan

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Drei Jahre nach dem blutigen Geiseldrama in der Stadt Beslan im Nordkaukasus haben Menschen in Russland mit Blumen und Kerzen an die mehr als 300 Toten erinnert. Noch immer sind die genauen Umstände des Schulmassakers nicht geklärt.

"Wir fordern die objektive Aufklärung und die Nennung aller Schuldigen", hieß es nach Angaben der Agentur Interfax am Samstag auf einem Plakat an der Schule Nummer 1 in Beslan. In der Schule begann am 1. September 2004 eine dreitägige Geiselnahme, die weltweit Bestürzung auslöste.

Gedenken am Ort des Unglücks, drei Jahre danach: Jede Rose am Boden steht für ein Opfer. (Foto: Foto: AP)

30 tschetschenische Terroristen hatten über 1100 Geiseln genommen. Die Geiselnahme endete in einer stundenlangen Schießerei mit den Sicherheitskräften. Unter den mehr als 330 Toten waren 186 Kinder. Hinterbliebene und unabhängige Experten werfen der russischen Regierung vor, bis heute das Versagen des Krisenstabes und der Sicherheitskräfte bei dem Überfall tschetschenischer Terroristen auf die Schule zu decken.

Der russische Parlamentsvorsitzende Boris Gryslow kündigte in Beslan nach Angaben der Agentur Interfax eine weitere Aufklärung des Terroranschlags an. Gegenwärtig werde der gesamte Hergang des Geiseldramas an einem Ort bei Moskau nachgestellt. Bis Januar 2008 sollten die Untersuchungen abgeschlossen sein.

Präsident Wladimir Putin erinnerte am ersten Schultag nach den Ferien an die "tragischen Ereignisse" vor drei Jahren. "Wir können diese Tragödie nicht vergessen, und wir können die Kinder nicht vergessen, die nie mehr in eine Schule gehen werden", sagte Putin beim Besuch in einem Gymnasium.

Mütter der getöteten Kinder zogen in Moskau Zusagen der Regierung in Zweifel, die Vorgänge in der Stadt im Nordkaukasus würden sorgfältig untersucht und Verantwortliche müssten mit Strafverfahren rechnen. Von der Untersuchung seien keine guten Ergebnisse zu erwarten, die Behörden würden die Wahrheit vertuschen, sagte eine Sprecherin des Komitees der Mütter von Beslan und forderte unabhängige Ermittlungen.

Zum Schulbeginn waren aus Angst vor einem möglichen neuen Terroranschlag an den Schulen des Landes mehr als 300 000 Sicherheitskräfte postiert worden. Auch in Moskau und St. Petersburg gab es Gedenkveranstaltungen.

In Beslan im christlich geprägten Nordossetien wurden in der Schulsporthalle, in der die islamistischen Terroristen die Opfer 2004 in ihrer Gewalt hatten, Bilder der getöteten Kinder angebracht. Die Sprecherin der Mütter von Beslan, Susanna Dudijewa, forderte die Behörden auf, die Hintergründe des Dramas endlich aufzuklären. Viele überlebende Kinder, aber auch Erwachsene müssten wegen der traumatischen Erlebnisse weiter von Psychologen behandelt werden, sagte der Psychologe Surab Kekelidze.

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