Russland:Fernsehsender zeigt Bilder des Geiseldramas

Lesezeit: 1 min

Die Angst ist ihnen anzusehen: Ein von den Terroristen gedrehtes Video zeigt kauernde Geiseln in der Turnhalle der Schule von Beslan, umgeben von bewaffneten Geiselnehmern und Sprengsätzen, die jederzeit hochzugehen drohen.

Auf dem vom halbstaatlichen Kanal NTW am Dienstagabend gezeigten Film ist zu sehen, wie die Geiselnehmer vermutlich wenige Stunden nach dem Überfall inmitten der gefangenen Menschen Sprengfallen in der Halle installieren.

Eng zusammengedrängt kauern Kinder und Erwachsene auf dem Boden der Turnhalle. (Foto: Foto: AP)

Die Kamera schwenkt über eine große Menschenmenge in der Halle. Der Sender machte keine Angaben, wie diese Bilder in seinen Besitz gelangten. Zu sehen ist auch eine der in schwarz gekleideten Selbstmord-Attentäterinnen, die einen Sprengsatz und eine Pistole in den Händen hält.

Proteste gegen den Terrorismus

Hunderttausende von Menschen gingen am Dienstag in ganz Russland aus Protest gegen den Terrorismus auf die Straße. Präsident Wladimir Putin sprach sich unterdessen gegen eine öffentliche Untersuchung des Geiseldramas im Nord-Kaukasus aus.

Putin kündigte eine interne Aufarbeitung der Tragödie an. Gleichzeitig lehnte er Verhandlungen mit tschetschenischen Rebellen ab, die nach Ansicht Moskaus für die Tat von Beslan verantwortlich sind. Am frühen Abend sagte Putin seinen für Freitag und Samstag geplanten Deutschland-Besuch ab.

Putin besuchte am frühen Dienstagabend einen Gedenkgottesdienst für die Geiselopfer in der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Moskau. Nach seiner Ankunft in dem Gotteshaus unweit der Lomonossow-Universität zündete er nach orthodoxem Brauch vier Kerzen für die Toten an.

In einem Bericht des russischen Staatsfernsehens bestätigte ein festgenommener Geiselnehmer die Version des Kremls zu den Hintergründen des Dramas.

Maschadow und Bassajew als Auftraggeber

Auftraggeber seien der tschetschenische Ex-Präsident Aslan Maschadow und der Topterrorist Schamil Bassajew gewesen, sagte der Geiselnehmer.

Man habe mit der Bluttat den Tschetschenien-Konflikt auf den gesamten Nordkaukasus ausweiten wollen, sagte der aus Tschetschenien stammende Mann.

Verdächtige nach Flugzeugabsturz festgenommen

Knapp zwei Wochen nach den Bombenanschlägen auf zwei russische Passagierflugzeuge, bei denen zusammen 90 Menschen ums Leben gekommen waren, nahmen die russischen Behörden unterdessen zwei Verdächtige fest.

Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax. Einer der Beiden habe am Flughafen Domodedowo, von dem die beiden Maschinen am 24. August gestartet waren, seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf überteuerter Flugkarten verdient.

Die Nato und Russland wollen gemeinsam gegen den Terrorismus vorgehen. Die Botschafter der 26 Nato-Staaten und Russlands erklärten nach einer Sitzung im Nato-Russland-Rat am Dienstag in Brüssel, die gemeinsamen Anstrengungen zur Bekämpfung dieser Sicherheitsgefahr sollten verstärkt werden.

Die Partner wollen einen Aktionsplan mit praktischen Maßnahmen ausarbeiten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: