Russland:Ex-Präsident Jelzin gestorben

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Der ehemalige russische Präsident Boris Jelzin ist tot. Der 76-Jährige erlag Agenturberichten zufolge einem Herzversagen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 regierte Jelzin als erster Präsident der unabhängigen Russischen Föderation.

Ein Kreml-Sprecher meldete am Montagnachmittag in Moskau den Tod Jelzins, machte dabei aber keine Angaben zur Todesursache.

Boris Jelzin (Foto: Foto: dpa)

Der Leiter der präsidialen Medizinabteilung, Sergej Mironow, sagte russischen Nachrichtenagenturen jedoch, dass der 76-jährige Jelzin um 15:45 Uhr Ortszeit im Zentralklinikum in Moskau an Herzversagen gestorben sei.

Jelzin, dessen Karriere als KPdSU-Funktionär in der Sowjetunion begonnen hatte, lenkte nach der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 als erster Präsident die Geschicke der unabhängigen Russischen Föderation.

Er führte in Russland radikale marktwirtschaftliche Reformen ein, die allerdings für weite Teile der Bevölkerung einen Abstieg in große Armut zur Folge hatten. Während seiner Amtszeit grassierte Korruption, das Pro-Kopf-Einkommen ging dramatisch zurück. Dennoch wurde er 1996 wiedergewählt.

Ende 1999 dankte Jelzin, der in den 90er Jahren mehrere Bypässe erhalten hatte, überraschend ab und leitete die Machtübergabe an den bis dahin wenig bekannten damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin ein.

Jelzins Laufbahn, die er als sowjetischer Funktionär begann, war auch von Fehlern gekennzeichnet. Wegen des ersten Tschetschenien-Kriegs 1994 bis 1996 verlor er die Unterstützung vieler Demokraten. Im letzten Amtsjahr kamen Vorwürfe der Bestechlichkeit und persönlicher Bereicherung hinzu.

Jelzin wurde am 1. Februar 1931 im Dorf Butka im Ural geboren. 1961 trat der spätere Bauingenieur in die KPdSU ein. Sein Weg führte ihn 1975 an die Spitze der Partei in Swerdlowsk, dem heutigen Jekaterinburg. KPdSU-Chef Michail Gorbatschow holte ihn zu Beginn der Perestroika-Zeit nach Moskau und machte ihn dort zum Parteichef.

Ende 1987 musste Jelzin, der radikalere Reformen forderte, sein Amt aufgeben. Mit 89 Prozent der Wählerstimmen im Rücken zog er 1989 jedoch in den Kongress der Volksdeputierten und anschließend in den Obersten Sowjet der Sowjetunion ein. Im Mai 1990 wurde er zusätzlich Vorsitzender des Obersten Sowjets der russischen Teilrepublik.

Nach der Wahl zum ersten Präsidenten Russlands im Juni 1991 brachte Jelzin im August durch seinen Widerstand den Putsch orthodoxer Kommunisten gegen Gorbatschow zum Scheitern. Mit den Staatschefs Weißrusslands und der Ukraine löste er im Dezember 1991 die Sowjetunion auf.

Einen weiteren Putsch des kommunistischen Parlaments ließ er 1993 niederschlagen. 1996 schaffte Jelzin die Wiederwahl. In diese zweite Amtszeit fielen die schwere Herzoperation im November 1996 und die immer häufigeren Krankheiten, die seine politische Aktivität praktisch zum Stillstand brachten.

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