Russland:Die Wahl des Einen

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Wer die Präsidentschaftswahlen am Sonntag in Russland gewinnen wird, ist eigentlich schon vorher klar. Alles deutet auf eine Wiederwahl von Amtsinhaber Wladimir Putin hin, der vor allem den Wirtschaftsboom im Land für sich verbucht. Den Aufruf der liberalen Opposition zum Wahlboykott braucht Putin kaum zu fürchten.

Einen Wahlkampf gab es praktisch nicht. Denn es gilt als sicher, dass der Sieger der Präsidentenwahl in Russland am Sonntag Wladimir Putin heißt. Die Opposition zeigte ihre Präsenz in den vergangenen Wochen denn vor allem mit Kritik an die Medien, denen sie Voreingenommenheit für Putin vorwarf. Dem Amtsinhaber ersparten die Rahmenbedingungen eine große Kampagne.

Der 51-jährige Putin, der im August 1999 von Boris Jelzin zum Ministerpräsidenten ernannt wurde und mit dessen Silvester-Rücktritt zum Präsidenten aufstieg, ist Umfragen zufolge äußerst populär. Die Wirtschaft boomt - hauptsächlich auch dank eines hohen Ölpreises, aber Löhne und Gehälter sind in Putins Amtszeit real gestiegen und pünktlich ausgezahlt worden. Der Tschetschenienkrieg ist zwar unpopulär; nach Anschlägen in Moskau und anderen Städten wird Putins Parole, mit Banditen werde nicht verhandelt, von der Mehrheit gebilligt.

Rückendeckung un der Bevölkerung

Persönlich vermittelt Putin ein Image von Disziplin und Rechtschaffenheit: keine Skandale, keine Anzeichen für persönliche Bereicherung. In den Kreml zog mit ihm ein neuer Führungsstil ein, straffes Management eines kleinen Kreises hinter verschlossenen Türen bestimmt das Bild. Kritiker sprechen von einer Rückkehr zum autoritären Sowjetsystem und sehen darin Einflüsse aus Putins Vergangenheit als KGB-Mitarbeiter. Die Rückendeckung für den Präsidenten in der Bevölkerung schwächt dies indes nicht.

In einer Rede zum offiziellen Beginn des Präsidentenwahlkampfs am 12. Februar zog Putin eine positive Bilanz seiner Amtszeit, betonte aber, dass er noch lange nicht am Ziel sei: "Eine neue Periode hat begonnen. Es ist dies eine Periode harter Arbeit, um den Übergang zu einer fundamental besseren Lebensqualität sicherzustellen. Dies ist keine leichte Aufgabe. Es wird eines starken politischen Willens und eines ehrlichen Dialogs zwischen der Staatsmacht und der Gesellschaft und ständiger gemeinsamer Anstrengungen bedürfen."

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts FOM vom vergangenen Montag sah Putin mit 71 Prozent mit weitem Abstand vor den fünf anderen Kandidaten. Es wurde auch erwartet, dass trotz Boykottaufrufen der liberalen Opposition mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten wählen geht und die Wahl damit gültig sein wird.

Vor vier Jahren siegte Putin im ersten Wahlgang bei einer Wahlbeteiligung von 68 Prozent mit einem Stimmenanteil von 52,5 Prozent.

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