Rumsfeld in Afghanistan:Kriegherren zwischen Rivalität und Loyalität

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Donald Rumsfeld ist in Afghanistan eingetroffen. Der US-Verteidigungsminister will sich mit den lokalen Kriegsherren Dostum und Atta sowie dem Präsidenten Karsai treffen. Die Nato hat unterdessen die noch verbliebenen militärischen Lücken vor Ort gefüllt.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist am Donnerstag in Afghanistan eingetroffen. Rumsfeld werde im Norden des Landes zunächst die rivalisierenden lokalen Kriegsherren Abdul Rashid Dostum und Mohamad Atta treffen, die beide als loyale Anhänger der Zentralregierung in Kabul gelten, berichtete der britische Sender BBC.

Anschließend wollte Rumsfeld zu einem Gespräch mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai weiter in die Hauptstadt Kabul reisen. Am Nachmittag wollten beide vor die Medien treten.

Rumsfeld hatte bei einem Besuch im Mai das Ende der "größeren Kampfhandlungen" in Afghanistan erklärt. Seit August haben Angriffe radikalislamischer Rebellen wie der Taliban besonders im Südosten und Osten des Landes allerdings deutlich zugenommen.

Seitdem starben bei gewaltsamen Zwischenfällen mehr als 370 Menschen, darunter Rebellen, afghanische Sicherheitskräfte, ausländische Soldaten, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Zivilisten. Die Taliban waren Ende 2001 nach fünfjähriger Herrschaft in Afghanistan gestürzt worden.

Militärische Lücken in Afghanistan gefüllt

Wie Nato-Generalsekretär George Robertson unterdessen erklärte, hat das Militärbündnis die noch verbliebenen militärischen Lücken in Afghanistan gefüllt.

Robertson nahm zum Auftakt eines Treffens der Nato-Außenminister in Brüssel Stellung zur Situation in dem Land. Bislang fehlten der Nato-geführten Isaf-Mission in Kabul Hubschrauber und Personal für die Aufklärung. Robertson betonte, die Nato müsse in Afghanistan Kurs halten.

Der dortige Einsatz war Gegenstand der Ministerberatungen. Im Mittelpunkt stand aber der jüngste Vorstoß der Europäischen Union zu einer von der Nato unabhängigen Militärpolitik.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte den Vorstoß der Europäer bei einem Treffen mit Nato-Kollegen Anfang der Woche bereits kritisiert. Am Nachmittag war dazu ein Treffen der Nato-Minister mit den Verteidigungsressortchefs der übrigen EU-Mitglieder vorgesehen. Österreich, Schweden, Finnland und Irland gehören der Europäischen Union an, nicht aber der Nato.

Die EU-Außenminister hatten sich am vergangenen Wochenende weitgehend darauf verständigt, einen bereits bestehenden Militärstab in Brüssel aufzustocken, damit dieser auch operative Aufgaben übernehmen kann. Zugleich soll aber auch eine im militärischen Nato-Hauptquartier SHAPE bestehende EU-Planungszelle permanent eingerichtet werden.

Ein weiteres Thema der Minister dürfte die Lage in Irak sein und die Frage, ob sich die Nato dort nach dem Vorbild Afghanistans engagieren könnte. Robertson sagte, die Nato müsse sich auf neue Missionen vorbereiten. Auch die Lage auf dem Balkan dürfte bei dem Treffen angesprochen werden. Die Europäische Union soll den Nato-geführten SFOR-Einsatz in Bosnien voraussichtlich im nächsten Jahr übernehmen.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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