Rumsfeld:Dichter und Denker a. D.

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In Donald Rumsfeld verliert die Politik ihren größten philosophischen Aphoristiker: Eine Auswahl seiner Sentenzen.

Als Politiker mag Donald Rumsfeld umstritten gewesen sein, jedenfalls möchte wohl niemand als Architekt des Irak-Kriegs in die Geschichtsbücher eingehen.

Donald Rumsfeld (Foto: Foto: AFP)

Als Poet Laureate der neueren amerikanischen Außenpolitik ist Rumsfelds Rang indes unbestritten. Hier eine Auswahl klassischer Sentenzen und Gedichte aus dem reichen Œeuvre des geschassten Verteidigungsministers.

"Wir wissen mit Sicherheit, dass Osama bin Laden entweder in Afghanistan ist oder in einem anderen Land oder tot."

"Wir wissen, wo sie (die irakischen Massenvernichtungswaffen) sind. In der Gegend um Tikrit und Bagdad und östlich, westlich, südlich und etwas nördlich."

"Der Tod neigt dazu, eine deprimierende Sicht des Krieges zu vermitteln."

"Dinge passieren." (Über die Plünderungen im Irak nach der US-Invasion.)

"Berichte über Ereignisse, die nicht eingetreten sind, interessieren mich immer. Wie wir wissen, gibt es bekanntes Wissen und Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wie wir auch wissen, gibt es bekanntes Unwissen. Soll heißen: Wir wissen, es gibt Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch Unwissen, von dem wir nichts wissen. Die Dinge, die wir nicht wissen - wir wissen sie nicht."

"Wie Sie wissen, ziehen Sie in den Krieg mit der Armee, die Sie haben, nicht mit der, die Sie gerne hätten oder die sich für später einmal wünschen."

"Ich stehe übrigens acht bis zehn Stunden am Tag, warum ist das Stehen auf vier Stunden begrenzt." (Anmerkung zu den Verhörmethoden in Guantanamo, wo Gefangene stundenlang in unbequemen Positionen verharren müssen.)

"Außenminister Colin Powell und ich sind uns über jedes einzelne Thema einig, das diese Regierung betrifft, mit Ausnahme der Angelegenheiten, wo Colin noch am Lernen ist."

"Es versteht sich von selbst: Der Präsident hat recht. Was immer er auch gesagt hat."

"Ich würde nicht sagen, dass die Zukunft weniger vorhersagbar ist als die Vergangenheit. Ich denke, die Vergangenheit war nicht vorhersehbar, als sie begann."

"Wenn ich die Antwort weiß, werde ich Ihnen die Antwort sagen, und wenn nicht, dann werde ich bloß clever antworten."

"Hin und wieder stehe ich hier - tue etwas. Dann denke ich mir: Was in aller Welt tue ich hier? Das ist eine Überraschung."

"Die Dinge laufen nicht notwendigerweise kontinuierlich ab. Die Tatsache, dass sie irgendetwas anderes als kontinuierlich sein werden, darf nicht als Pause wahrgenommen werden. Es wird Dinge geben, die die Leute sehen, es wird Dinge geben, die die Leute nicht sehen. Und das Leben geht weiter."

"Und glaube ich, dass das geschehen wird? Ja, es gibt eine Chance, dass das geschieht. Wird es mit Sicherheit geschehen? Wer weiß."

"Wir aßen zu Abend, gingen zu Bett. Und ich glaube, er kam rein, und irgendwer fragte: Willst du einen Film sehen? Ich wollte keinen Film sehen. Ich weiß nicht, ob es diese Nacht war, aber es war eine dieser Nächte. Wie auch immer, das letzte, was ich brauche, ist ein Film. Mein ganzes Leben ist ein Film."

"Sie sahen, was in Afghanistan geschah: Die Menschen liefen auf die Straße, und sie waren fröhlich, und sie hatten Ballons, und sie spielten Musik, und sie begrüßten die USA. Denn jedermann weiß: Die Vereinigten Staaten wollen den Irak nicht besetzen."

"Alles, was ich sage und nicht hätte sagen sollen, habe ich nie gesagt. Ich möchte, dass Sie das verstehen. Sofort."

"Wenn man morgens aufsteht in dieser verkommenen Welt, riskiert man, dass es einen gibt, der lügt, und einen, der falsch beschreibt, was man tut."

"Die Umfragen gehen auf und ab, sie drehen sich wie ein Wetterhahn. Sind interessant, so denk ich mal. Ich aber schaue nicht hin."

"Ich weiß nicht, wie oft ich schon in Guantanamo war, aber es war oft. Und oft war es im Sommer, als ich Navy-Pilot war. Und das war die Zeit, bevor es Klimaanlagen gab. Und es ist schon toll, den Leuten geht's echt gut. Sehen Sie, es gibt viele Menschen in Kuba ohne Klimaanlage. Ich weiß, das wird Sie überraschen! Aber ich war in Washington, bevor es Klimaanlagen gab. Und die Fenster ließen sich öffnen! Es ist schon toll."

"Man hat mich über diese Sache informiert, bevor ich hergekommen bin. Ich bin sie noch nicht durchgegangen. Sie ist interessant. Lassen Sie mich versuchen, sie im Kontext zu bringen, und dann schau' ich, ob ich sie beantworten kann. Ich habe keine Ahnung, worum es geht."

"Ich stehe zu dem, was ich gestern gesagt habe. Ich weiß zwar nicht, was ich gesagt habe, aber ich weiß, was ich denke, und ich denke, das ist es, was ich gesagt habe."

"Wie wird es enden? Es endet. Das ist es."

Zusammengestellt von Nicolas Richter und Felix Denk

© SZ vom 10.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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