Romano Prodi:Die Rückkehr des Professore zur Macht

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Schon am Morgen gab sich der italienische Oppositionsführer Romano Prodi siegesgewiss. Er scheint Recht behalten zu haben, denn die Prognosen besagen: Der Wirtschaftsfachmann löst Silvio Berlusconi als Regierungschef ab.

"Ich bin zuversichtlich, sehr zuversichtlich", sagte der 66-Jährige, während er mit seiner Ehefrau entspannt in einem Café in der Nähe des Trevi-Brunnens in Rom saß und Kaffee trank. Am Nachmittag zeichnete sich dann ab, dass sich der ehemalige EU-Kommissionspräsident bei der Parlamentswahl am Sonntag und Montag gegen Ministerpräsident Silvio Berlusconi durchsetzen konnte. Mit seinem nüchternen und zurückhaltenden Auftreten ist der Spitzenkandidat des Mitte-links-Bündnisses das genaue Gegenteil seines Rivalen.

Romano und Flavia Prodi beim Morgenkaffee (Foto: Foto: AFP)

Prodi selbst betonte im Wahlkampf immer wieder die Unterschiede zwischen ihm und Berlusconi. Dabei ließ sich der sonst so ernste Politiker einmal sogar zu einem bissigen Witz hinreißen. Was die Infrastruktur betreffe, so sei Berlusconis größtes Verdienst sein Gesichtslifting sowie seine Haartransplantation, sagte der Wirtschaftsfachmann Prodi. Ansonsten gab er sich eher zurückhaltend und trug trotz des Vorsprungs seiner Koalition in den Umfragen keine demonstrative Siegessicherheit zur Schau, sondern übte stille Zuversicht.

"Ein Politiker handelt für alle"

Während Berlusconi spaltet, zeigt sich Prodi stärker als Mann des Ausgleichs. So unterstützte der gläubige Katholik still die Forderung von einem Teil der Linksparteien nach einer staatlichen Anerkennung der Homo-Ehe und nahm dafür Kritik in Kauf. "Prodi ist weder ein Mann der Mitte, noch ein Mann der Linken, sondern vielmehr ein zentrales Element, das den Zusammenschluss von Parteien mit verschiedenen Empfindlichkeiten zusammenhält", sagt ein Abgeordneter aus seinem Lager. Der Spitzenkandidat führt ein Bündnis aus rund einem Dutzend Parteien an, dem neben Kommunisten auch Teile der katholischen Mitte angehören.

Eine Karriere in der Politik war zunächst nicht Prodis Ziel. Nach einem Studium an der London School of Economics und an der Katholischen Universität von Mailand lehrte er zunächst Wirtschaftswissenschaften an der Universität seiner Geburtsstadt Bologna. Seine politische Karriere begann "il Professore" 1978 als Industrieminister in der Regierung von Giulio Andreotti. Von 1982 bis 1989 kümmerte Prodi sich als Chef des staatlichen Mischkonzerns IRI um dessen Sanierung und Vorbereitung auf die Privatisierung. 1996 wurde Prodi nach der Krise der bürgerlichen Parteien schließlich Regierungschef und machte Italien mit seiner Steuerreform für die Einführung des Euro fit.

Seine Regierung konnte sich dennoch nur bis Oktober 1997 halten, dann entzogen die Kommunisten Prodi wegen dessen Sparpolitik ihre Unterstützung. Anschließend ging er nach Brüssel und gestaltete dort in seiner fünfjährigen Amtszeit als Präsident der EU-Kommission die Euro-Einführung sowie Osterweiterung mit. Von hohen Erwartungen begleitet gestartet, blieb seine Zeit dort aber eher glanzlos. Seine Rückkehr in die italienische Politik hatte der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder aber niemals aus den Augen verloren.

2004 kam er in die Heimat und zog später erneut gegen Berlusconi in den Wahlkampf. Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Wirtschaftsprobleme waren seine Themen. Berlusconis Entscheidung, Soldaten in den Irak zu entsenden, prangerte Prodi stets an.

Als Ministerpräsident werde er die italienischen Soldaten aus dem Irak abziehen, kündigte er an. Gleichzeitig versprach er die Sanierung des Staatshaushalts und die Rückkehr zu moralischen Grundsätzen in der Politik. "Es gibt keinen Zusammenhang dazwischen, ein guter Manager und ein guter Politiker zu sein", sagte Prodi vergangene Woche mit Blick auf den erfolgreichen Medienunternehmer Berlusconi. "Ein guter Manager handelt in seinem eigenen Interesse, während ein Politiker für alle handelt."

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