Rom:"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn"

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Der Nachfolger von Johannes Paul II kommt aus Marktl am Inn und wird sich künftig Benedikt XVI nennen. Damit ist erstmals seit rund 480 Jahren wieder ein Deutscher zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gewählt.

Der Kardinalprotodiakon Jorge Arturo Medina Estévez sprach auf dem Mittelbalkon des Petersdoms die traditionelle Formel "Annuntio vobis gaudium magnum, habemus Papam" ('Ich verkünde euch eine große Freude, wir haben einen Papst'). Dann nannte er den Namen Ratzingers. Der zum 265. Papst ernannte Deutsche nennt sich nach Angaben des Vatikan als Oberhaupt der katholischen Kirche Benedikt XVI.

Der Rauch: schwarz, weiß oder dunkelgrau? Weiß! (Foto: Foto: Reuters)

Rund 24 Stunden nach Beginn des Konklave war am Dienstagabend gegen 17.50 Uhr MESZ weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle in Rom - das Zeichen für die erfolgreiche Wahl des Papstes durch die 115 Kardinäle. Der 78-jährige Ratzinger war in den vergangenen Wochen als einer der Favoriten für die Nachfolge des verstorbenen Johannes Paul II. gehandelt worden.

Die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst war eine der schnellsten in der jüngeren Geschichte: Nur 24 Stunden nach dem Beginn des Konklaves stieg am Dienstagabend weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle auf. Für die Wahl von Papst Johannes Paul II. hatten die Kardinäle 1978 noch drei Tage und insgesamt acht Wahlgänge gebraucht. Den Rekord der letzten hundert Jahre stellte das Konklave von 1939 auf: Damals wurde Pius XII an einem einzigen Tag in nur drei Wahlgängen zum Oberhaupt der katholischen Kirche gekürt. Um sich auf Ratzinger zu einigen, der den Papstnamen Benedikt XVI. wählte, benötigten die Kardinäle mindestens vier Wahlgänge - möglicherweise auch fünf. Dies war am Abend zunächst noch unklar.

Die Kardinäle in Rom haben einen neuen Papst gewählt. Zum Zeichen der geglückten Abstimmung stieg weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle - und die Glocken des Peterdoms haben zu läuten begonnen.

Immer mehr Menschen drängen auf den Petersplatz. Sie jubeln, umarmen sich, einige weinen, viele brechen in Sprechchöre aus: "Viva il Papa!" - "Lang lebe der Papst!"

Doch wer ist der neue Papst? Der Name wurde zunächst nicht bekannt gegeben. Nach dem Ritual der Kirche wird er in knapp einer Stunde den Gläubigen auf dem Petersplatz vorgestellt.

Die ersten drei Wahlgänge am Montagabend und Dienstagvormittag ehatten zunächst noch keine Mehrheit ergeben, was angesichts der erheblichen Unterschiede in dem 152-köpfigen Kollegium der aus 52 Ländern kommenden Kardinäle nicht überraschend war.

Nach einer Mittagspause versammelten sich die ranghöchsten Würdenträger dann erneut hinter den geschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle. Offenbar kam dann im vierten Wahlgang die erforderliche Mehrheit zu Stande.

Die Wahl galt als völlig offen. Zu den etwa zehn am meisten genannten Favoriten gehörte auch der aus Bayern stammende Kurienkardinal Ratzinger.

Im vergangenen Jahrhundert hat kein Konklave länger als fünf Tage gedauert. Die letzte Papstwahl im Oktober 1978 benötigte acht Wahlgänge. Es handelt sich um den 265. Papst in der Kirchengeschichte.

In der Zeitspanne zwischen der Wahl und dem ersten Auftritt vor dem Volk wird der Gewählte vom Kardinaldekan, dem Deutschen Joseph Ratzinger, gefragt, ob er die Wahl annimmt.

Wenn der Gewählte zustimmt, wird er gefragt, welchen Namen er als Papst tragen will. Anschließend wird der Pontifex maximus in der Sakristei eingekleidet. Dann huldigen die Wahl-Kardinäle dem Papst in der Kapelle und geloben ihm Gehorsam.

Schließlich tritt der Kardinalprotodiakon, der Chilene Jorge Arturo Medina Estévez, auf den Mittelbalkon des Petersdoms und ruft die berühmten Worte "Annuntio vobis gaudium magnum, habemus Papam". ('Ich verkünde euch eine große Freude, wir haben einen Papst').

Sofort danach tritt der Gewählte auf den Balkon, zeigt sich den Menschen und erteilt erstmals den traditionellen Segen "Urbi et orbi".

Die weltweit über 1,1 Milliarden Katholiken haben nun also einen Nachfolger für den vor gut zwei Wochen gestorbenen Johannes Paul II. Das Abstimmungsergebnis müssen die Kardinäle nach ihrem Schwur auf ewig geheim halten.

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