Rom:Bitte Lächeln

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Vor mehreren tausend Journalisten hat Papst Benedikt XVI. seine erste Pressekonferenz abgehalten. Wie zuvor Johannes Paul II., will auch der deutsche Papst die Medien geschickt für sich nutzen. Und auch seine Personalpolitik sorgt für Aufsehen: Kardinal Lehmann soll offenbar in die Kurie nach Rom berufen werden.

"Mit wahrer Freude treffe und grüße ich ganz herzlich Euch Journalisten, Fotografen und Kameraleute. ... Danke für Euren Besuch und besonders für den Dienst, den ihr in diesen Tagen für den Heiligen Stuhl und die katholische Kirche geleistet habt", sagt Papst Benedikt XVI. in Rom zu mehreren tausend geladenen Journalisten.

Ein Schweizer Gardist steht während der Rede von Papst Benedikt XVI. zu mehreren Tausend Journalisten vor einer Videowand. (Foto: Foto: dpa)

Benedikt XVI. betonte, Johannes Paul II. sei sehr begabt darin gewesen, einen "offenen und ehrlichen" Dialog mit den Medien zu führen, wie ihn das Zweite Vatikanische Konzil in den 60er Jahren eingeleitet habe.

"Ich möchte diesen fruchtbaren Dialog fortführen, und ich teile die Beobachtung von Papst Johannes Paul II., dass die Entwicklung der gesellschaftlichen Kommunikation die Kirche zu einer permanenten seelsorgerischen und kulturellen Wandlung drängt, die es erlaubt, sich den Veränderungen unserer Zeit zu stellen."

Mahnende Worte - auf Deutsch

Gleichzeitig appellierte das neue Kirchenoberhaupt an die ethische Verantwortung von Journalisten, "besonders hinsichtlich der aufrichtigen Suche nach der Wahrheit sowie des Schutzes der zentralen Stellung und der Würde der menschlichen Person". Diesen Teil seiner mehrsprachigen Rede hielt der vormalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger auf Deutsch.

Den anwesenden Journalisten dankte Benedikt XVI. zunächst auf Italienisch für ihre Berichterstattung in den vergangenen Wochen. Sie hätten dafür gesorgt, dass "die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf den Petersdom, den Petersplatz und den Apostolischen Palast konzentriert" gewesen sei. Anschließend wechselte der Papst ins Englische, sprach dann einige Sätze auf Französisch und schließlich in seiner deutschen Muttersprache.

Die Pressekonferenz fand vor rund 4000 Zuhörern in dem Saal statt, in dem Johannes Paul II. seine wöchentliche Generalaudienz abzuhalten pflegte. Bei seinem Auftritt spendeten Journalisten und Pilger dem neuen Papst fast eine Minute lang Beifall. Fragen nahm Benedikt XVI. nicht an, die Konferenz dauerte nur eine Viertelstunde und war eher als Begrüßung der Journalisten gedacht.

Rom steht ein weiterer Massenansturm bevor

Mit der Entscheidung, sich bereits vier Tage nach seiner Wahl den Medien zu stellen, knüpfte der neue Papst ebenso an seine unmittelbaren Vorgänger an wie mit dem Beschluss, seine Amtseinführung am Sonntag auf dem Petersplatz und nicht im Dom zu begehen.

Zur Amtseinführung Benedikts XVI. werden Staats- und Regierungschefs aus zahlreichen Ländern erwartet, darunter auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Horst Köhler. Der Vatikan rechnet zudem mit rund einer halben Million Pilgern, 100.000 davon aus Deutschland.

Papst Benedikt XVI. will nach einem Bericht der Bild-Zeitung den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, den Mainzer Kardinal Karl Lehmann, in die Kurie nach Rom berufen. Lehmann wolle bis Montag entscheiden, ob er dem Ruf nach Rom folge, berichtete das Blatt am Samstag unter Berufung auf Kirchenkreise.

Ein Reformer in Rom?

Ein Sprecher des Kardinals bezeichnete den Bericht als "reine Spekulation". Der 68-jährige Lehmann galt bislang innerhalb der Kirche als Reformer und auch als Kritiker des zum Papst gewählten deutschen Kardinals Joseph Ratzinger.

Der Vatikan hatte erst am Donnerstag bekannt gegeben, dass sich Papst Benedikt XVI. zunächst auf das Spitzenpersonal seines Vorgängers Johannes Paul II. stützen will. Die "Regierung" des Vatikan bleibt demnach zunächst im Amt. Es war allgemein erwartet worden, dass Benedikt XVI. zu Beginn seines Pontifikats auf umfassende personelle Neuerungen verzichtet. Unklar war aber noch, wer vom früheren Kardinal Ratzinger das Amt als Präfekt der Glaubenskongregation übernimmt.

Kardinal Lehmann wollte sich nicht an der Diskussion über mögliche Nachfolger Ratzingers an der Spitze der Glaubenskongregation beteiligen. Er wolle der Entscheidung des Papstes "auch durch unverbindliche Namensnennungen" nicht vorgreifen, sagte er. Es werde spannend sein, wer dies werde. Der Mainzer Kardinal wandte sich zudem gegen das öffentliche Bild des als konservativ geltenden Papstes in Deutschland. Dieses sei "schon lange sehr verzerrt", sagte Lehmann. Er habe dagegen immer protestiert.

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