Robert Mugabe:Ein Held wird zum Unterdrücker

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Einst ruhten auf dem Freiheitskämpfer Robert Mugabe große Hoffnungen - auch und gerade in Europa.

Von Arne Perras

Der Mann schien den Geist der Versöhnung zwischen Schwarz und Weiß zu verkörpern. Mugabe traute man zu, die tiefen Wunden zu heilen, die Jahrzehnte brutaler Kolonialherrschaft geschlagen hatten. Auf der internationalen Bühne war der Präsident von Simbabwe in den 80er und 90er Jahren noch ein gefragter Mann.

Er beeindruckte mit seiner Bildung, mit intellektueller Schärfe, ja mit Witz. Aber schon damals gab es finstere Seiten im Leben des Robert Mugabe, die angesichts der allgemeinen Euphorie niemand so recht ausleuchten wollte.

Im Kampf um die Macht in Simbabwe hatte der Guerillachef lästige Konkurrenten unterdrückt und verfolgt. Die Massaker in Matabeleland Anfang der 80er Jahre sind dort nicht vergessen. Die Erinnerung an die brutale Verfolgung speist noch heute den Widerstandswillen gegen den Machthaber.

In Europa verlor der Präsident erst an Rückhalt, als er mit rabiaten Methoden seine Landreform durchdrückte und einige tausend weiße Großgrundbesitzer enteignete, von denen viele ihre Wurzeln in Großbritannien haben.

Brutale Repression

Das hat vor allem die Regierung in London gegen Mugabe aufgebracht. Zwar war eine Reform der ungerechten Landverteilung überfällig, aber die Art und Weise, wie Mugabe sie durchsetzte, erwies sich als katastrophal.

Mugabe ging es allein um den Erhalt seiner Macht. Um diese zu retten, stempelte er die weiße Minderheit zum Sündenbock und verteilte deren Besitz an seine Partei.

Die aufkeimende Opposition im Land bekämpfte er nicht nur durch Entzug von Freiheitsrechten und brutale Repression, sondern auch mit ideologischen Mitteln:

Indem er seine Gegner als Marionetten neokolonialer Verschwörer in London geißelte, ließ er seinen Mythos als Freiheitskämpfer wieder aufleben. Die gleichgeschalteten Medien boten ihm dafür ein wirksames Propaganda-Instrument.

In Europa, wo Mugabe geächtet ist, wird häufig übersehen, dass der 81-Jährige noch immer von vielen afrikanischen Politikern als antikolonialer Held verehrt wird - obgleich seine heutigen Methoden kaum andere sind als die der weißen Herrscher, die er einst aus dem Land vertrieb.

© SZ vom 31.03.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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