Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat sich im Grundsatz hinter die Rentenpläne von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) gestellt, setzt aber zugleich auf Nachbesserungen. DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann sagte dem Tagesspiegel: "Langfristig streben wir ein gesetzliches Rentenniveau von 50 Prozent an, also oberhalb der von Frau Nahles avisierten Ziellinie." Die Arbeitsministerin hatte am Freitag ihr langfristiges Rentenkonzept vorgestellt. Darin forderte sie unter anderem, dass das heutige Niveau von 48 Prozent nicht unter 46 Prozent sinken dürfe. Das Rentenniveau stellt dar, in welchem Verhältnis die Standardrente eines Jahres zum Durchschnittsverdienst der Beitragszahler desselben Jahres steht.
Nach Nahles' Vorstellungen soll es eine doppelte Haltelinie geben. So sollen die Beiträge bis 2045 nicht über 25 Prozent steigen und das Niveau nicht unter 46 Prozent kippen. Hoffmann sagte, wenn das Rentenniveau weiter so sinke, wie es gesetzlich festgeschrieben sei, führe das zu einem Vertrauensverlust in die sozialen Sicherungssysteme. "Nichtstun treibt die Leute in Richtung Rechtspopulismus." Zur Finanzierung eines höheren Rentenniveaus sagte der DGB-Chef: "Wenn wir mit dem Unfug aufhören würden, Frauen deutlich schlechter zu bezahlen als Männer, würden auch die Beitragseinnahmen steigen. Und wenn wir endlich den Niedriglohnsektor in Deutschland trockenlegen würden, wäre das auch ein Beitrag zur Stabilisierung des Rentenniveaus."
Die Ministerin verteidigte ihr Konzept als Verbesserung gegenüber dem Status quo. Nötig seien ein solidarisches Miteinander aller Generationen und eine individuellere, flexiblere Rente, erklärte sie beim Bundeskongress der Jusos in Dresden.
Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hält das von Nahles geforderte Mindestniveau von 46 Prozent für unzureichend. "Die Rente muss höher sein als die Grundsicherung, sonst verliert das System seine Legitimität. Ein Niveau von 46 Prozent wird dafür nicht reichen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Frau Nahles stellt zwar die richtige Frage, aber ihre Antwort überzeugt mich nicht." Blüm warb für mehr Ehrlichkeit in der Debatte. "Die Jungen müssen mehr bezahlen, alles andere wäre eine Lüge."