Rede zur Lage im Irak:Bush ordnet begrenzten Truppenabzug an

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Vorsichtige Wende: US-Präsident Bush hat einen schrittweisen Abzug der amerikanischen Soldaten aus dem Irak angekündigt. Bis Weihnachten sollen etwa 5700 Soldaten heimkehren, bis Juli weitere 21.000. Zugleich betonte Bush, dass der Irak noch lange auf US-Hilfe angewiesen sein werde.

US-Präsident George W. Bush hat einen Teilabzug der amerikanischen Soldaten im Irak angekündigt und sich zugleich für eine langfristige Unterstützung der Regierung in Bagdad ausgesprochen. Noch bis über das Ende seiner Amtszeit im Januar 2009 hinaus müssten die USA dem Irak militärisch, wirtschaftlich und politisch zur Seite stehen, erklärte Bush in einer Fernsehansprache am Freitagmorgen (MEZ). Die Zahl der amerikanischen Soldaten werde bis Juli kommenden Jahres um etwa 30.000 auf ungefähr 130.000 reduziert.

Die Forderung nach einem Ende des Militäreinsatzes wies er erneut zurück. US-Truppen müssten weiterhin im Irak stationiert bleiben, weil die Aufständischen dort auch die nationale Sicherheit der USA bedrohten, erklärte der Präsident. "Je erfolgreicher wir sind, desto mehr amerikanische Truppen können heimkehren", sagte er. Bis Weihnachten sollen Bush zufolge die ersten 5700 Soldaten nach Hause geholt werden, bis Juli sollen vier Brigaden - mindestens 21.500 Mann - folgen.

Der Präsident orientiert sich damit an einer Empfehlung des Kommandeurs der US-Truppen im Irak, General David Petraeus. Nachdem Bush die Truppen Anfang des Jahres um 30.000 Mann aufstocken ließ, sind derzeit ungefähr 168.000 US-Soldaten im Irak stationiert, mehr als jemals zuvor seit Kriegsbeginn.

"Wir sind bereit"

Mehr als 3700 amerikanische Soldaten kamen bislang im Irak ums Leben. Zudem hat der von der Bevölkerung zunehmend kritisierte Einsatz etwa eine halbe Billion Dollar gekostet. Irakische Politiker hätten um "eine andauernde Beziehung mit Amerika" gebeten, sagte Bush weiter. "Und wir sind bereit, diese Beziehungen auf eine Art und Weise aufzubauen, die unsere Interessen in der Region schützt." Die USA müssten dem Irak helfen, "diejenigen zu besiegen, die seine und unsere Zukunft bedrohen".

Seine Strategie bezeichnet Bush als Brücke zwischen widersprüchlichen Interessen: Auf der einen Seite gebe es Leute, die die Truppen nach Hause bringen wollten. Auf der anderen Seite gebe es die Überzeugung, dass der Erfolg im Irak von wesentlicher Bedeutung für die Sicherheit der USA sei. Mit dem von ihm gezeichneten Weg könnten beide Seiten zusammenkommen, sagte Bush.

Mit Blick auf die zunehmende Ablehnung des Kriegs in der Bevölkerung fügte er hinzu: "Einige sagen, dass unsere Fortschritte im Irak zu spät kommen. Sie irren sich. Es ist nie zu spät, al-Qaida einen Schlag zu versetzen. Es ist nie zu spät, um die Freiheit voranzubringen. Und es ist nie zu spät, unsere Truppen in einem Kampf zu unterstützen, den sie gewinnen können."

Zugleich räumte Bush ein, dass die Regierung in Bagdad verschiedene Ziele nicht erreicht habe. Gegenüber irakischen Politikern habe er deutlich gemacht, dass man hier vorankommen müsse.

"Rhetorik hat nie mit Wirklichkeit zusammengepasst"

Bei den Demokraten stieß Bushs Rede erwartungsgemäß auf Kritik. Der Präsident habe erneut weder einen Plan vorgelegt, wie der Krieg erfolgreich beendet werden könne, noch habe er vernünftige Gründe dafür geliefert, ihn fortzusetzen, sagte der Senator Jack Reed.

Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erklärte bereits vor Bushs Rede, die Amerikaner hätten schon lang das Vertrauen in seine Führungsqualitäten im Irak-Krieg verloren, "weil seine Rhetorik nie mit der Wirklichkeit vor Ort zusammengepasst hat". Zur Wahl stünden nun "ein demokratischer Plan für eine verantwortungsbewusste Umstrukturierung und der Plan des Präsidenten für einen endlosen Krieg im Irak".

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