Rechtschreibung:Drei Unions-Ministerpräsidenten wollen Reform stoppen

Die Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen, Stoiber und Rüttgers, wollen die Einführung der neuen Regeln verschieben. Inzwischen hat sich auch Niedersachsens Landeschef Wulff den Verweigerern angeschlossen.

"Verbindlichkeit statt Beliebigkeit ist bei der Rechtschreibung von entscheidender Bedeutung. Aus schulpraktischen und pädagogischen Gründen wäre eine weitere, zeitlich befristete Beibehaltung der gegenwärtigen Übergangsregelung besser als die beschlossene Neuregelung", sagte Wulff der Berliner Morgenpost am Sonntag und der Welt.

Jürgen Rüttgers (li.) und Edmund Stoiber (Foto: Foto: dpa)

Edmund Stoiber (CSU) kündigte zuvor in der Bild am Sonntag an: "Bayern wird die Rechtschreibreform zum 1. August nicht in Kraft setzen. Wir wollen warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten seine Empfehlungen für Korrekturen vorlegt."

Diese wolle er dann übernehmen. Es mache keinen Sinn, die Reform jetzt verbindlich einzuführen und schon im nächsten Jahr wieder Änderungen vorzunehmen, ergänzte Stoiber.

Der Spiegel berichtete zudem, dass Bayern die bisher geltende Übergangsfrist, in der außer den neuen auch die alten Schreibweisen gültig waren, "bis auf weiteres verlängern" will.

Dieser Entscheidung habe sich auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident angeschlossen. "Wir wollen den Empfehlungen des Rates zum Erfolg verhelfen", sagte und Jürgen Rüttgers (CDU) dem Magazin.

Damit stellen sich die Ministerpräsidenten gegen die Kultusministerkonferenz: Diese hatte Anfang Juni einstimmig beschlossen, die unstrittigen Teile der Reform zum 1. August für Schulen und Behörden verbindlich werden zu lassen.

Der Rat will bis Sommer 2006 die noch strittigen Reformteile überarbeitet haben. Dabei soll nicht das Regelwerk, sondern der Sprachgebrauch in den Mittelpunkt gerückt werden. "Im Rat ist der Konsens da, dass man dem Volk aufs Maul schauen muss", sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair (CSU) Anfang Juli.

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