Reaktionen:"Zutiefst undemokratisch"

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Bei den Christdemokraten werden Stimmen für und gegen die Homosexuellen-Erklärung des Vatikans laut. Die anderen Parteien verurteilten das Papier einstimmig, nur die katholische Bischofskonferenz findet Gefallen daran.

Der nordrhein-westfälische CDU-Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers wies die Aufforderung zum Widerstand gegen entsprechende Gesetze zurück. "Ich bin praktizierender Katholik. Aber es ist nicht meine Aufgabe, als Politiker den Leuten zu sagen, wie sie zu leben haben", meinte er.

Demgegenüber begrüßte Unionsfraktions-Vize Wolfgang Bosbach das Papier des Vatikans. "Die Haltung des Papstes ist für mich nicht überraschend", sagte er. Bosbach geht davon aus, dass die katholischen Politiker "die Worte des Heiligen Vaters ernst nehmen und in ihre Gewissensentscheidung miteinbeziehen".

Kritik von SPD, FDP und Grünen

Dagegen kritisierte die nordrhein-westfälische Familienministerin Brigit Fischer (SPD) das Papier. Wenn sich zwei Menschen - unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung - zu wechselseitiger Fürsorge verpflichtet hätten, trage dies zum sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft bei. "Daran ist nichts Unmoralisches", sagte die Ministerin.

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle erinnert das Vatikan-Papier zur Homosexualität an eine "absurde" Tradition, bei der die Kirche vor einigen Jahrzehnten auch gegen die Benutzung von Kondomen zu Felde gezogen sei.

Der Grünen-Politiker Beck bezeichnete die Vatikan-Erklärung dagegen als "zutiefst undemokratisch". "Im demokratischen Staat haben gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften Anspruch auf Respekt und auf gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung", erklärte er.

Der deutsche Schwulen- und Lesbenverband sprach von "Hetze". "Diese scharfen Worte haben uns sehr verletzt". Laut Dokument des Vatikans verstoßen homosexuelle Beziehungen "gegen das natürliche Sittengesetz".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, begrüßte den Aufruf des Vatikans. Zugleich betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Kardinal Karl Lehmann am Donnerstag in Bonn, Homosexuelle dürften nicht diskriminiert werden. Homosexuellen sei mit "Achtung und Takt zu begegnen". Die Legalisierung Ehe-ähnlicher homosexueller Partnerschaften füge dem Gemeinwohl aber längerfristig schweren Schaden zu.

In Deutschland gibt es bislang nur das Lebenspartnerschaftsgesetz. Zum Ergänzungsgesetz, das vor allem steuerliche Erleichterungen für eingetragene Partnerschaften von Schwulen und Lesben bringen solle, werde noch kontrovers diskutiert, meinte Bosbach. Für diesen Entwurf der rot-grünen Koalition ist die Zustimmung des Bundesrates erforderlich.

(sueddeutsche.de/dpa/APF)

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