Reaktionen:Schröders US-Reise stößt auf geteiltes Echo

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Der demonstrative Schulterschluss des Bundeskanzler und US-Präsident George W. Bush ist in Deutschland eher skeptisch aufgenommen worden. Allerdings gab es auch positive Reaktionen.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch warf dem Kanzler vor, er habe das Grundvertrauen zwischen den beiden Staaten nicht wieder herstellen können. Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte er, Schröder hätte den Amerikanern versprechen müssen, "wir machen nie wieder Politik gegen euch". "Mit einem netten Besuch allein ist diese Erschütterung der Freundschaft nicht vergessen."

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Friedbert Pflüger, bezeichnete den Besuch "nach der Sprachlosigkeit der letzten zwei Jahre" als Schritt in die richtige Richtung. Pflüger betonte aber: "Ich glaube nicht, dass der Besuch viel gebracht hat."

Der CDU-Außenpolitiker Volker Rühe sah in der angekündigten neuen deutsch-amerikanischen Partnerschaft eine Chance, die sich aber erst in der Praxis bewähren muss. "Wir haben nicht mehr den Kalten Krieg, wo Deutschland und Amerika ganz natürlich Schulter an Schulter standen, sondern jetzt muss sich die Zusammenarbeit beider an anderen Orten bewähren.

Hinweis aus der SPD auf Differenzen

Und da ist der Hauptort der Nahe und der Mittlere Osten", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages im hessischen Radio hr1.

Führende SPD-Außenpolitiker wiesen auf weiter bestehende Differenzen in der Irak-Politik hin. SPD-Fraktionsvize Gernot Erler sagte der Deutschen Welle, er sehe nach wie vor kritische Themen im transatlantischen Verhältnis.

Dazu gehörten neben Handelsfragen und der Todesstrafe auch der Internationale Gerichtshof und "die zunehmende Einmischung amerikanischer Gerichte in Angelegenheiten, die gar nicht in Amerika stattfinden".

"Echte Partnerschaft"

Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Gert Weisskirchen, sagte im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg, es blieben Differenzen in der Irak-Politik. Er sei aber ganz sicher, "dass der Bundeskanzler seine Haltung beibehalten wird, dass keine deutschen Kampftruppen in den Irak gehen werden".

Bush und Gerhard Schröder hatten in Washington ein "deutsch-amerikanisches Bündnis für das 21. Jahrhundert" beschlossen und sich zu einer "echten Partnerschaft" verpflichtet.

Bei ihrer ersten Begegnung im Weißen Haus in Washington seit zwei Jahren hatten Bush und Schröder am Freitag betont, sie wollten sich gemeinsam vor allem für Frieden, Demokratie und Stabilität im Nahen und Mittleren Osten einsetzen. Der Kanzler sagte, die Differenzen über den Irak-Krieg gehörten der Vergangenheit an.

dpa/AP/AFP

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