Reaktionen:Schröder: "Keine Große Koalition unter Merkel"

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Mit Enttäuschung hat die CDU auf das Ergebnis der Bundestagswahl reagiert. Trotzdem reklamierte Kanzlerkandidatin Merkel den Regierungsauftrag für die Union. Doch auch Gerhard Schröder betonte, er wolle Deutschland weiter regieren. Bei der FDP herrschte Jubel, bei den Grünen Zufriedenheit.

Gerhard Schröder trat auf wie ein Gewinner. "Wir Sozialdemokraten haben einen Beitrag leisten können für etwas, das viele der professionellen Beobachter für völlig unmöglich gehalten haben", erklärte Schröder.

"Diejenigen, die einen Wechsel im Amt des Bundeskanzlers erstreben wollten, sind grandios gescheitert", so Schröder. "Ich verstehe nicht - und die Menschen in Deutschland auch nicht - wie die Union so arrogant, so zuversichtlich aus einem desaströsen Wahlergebnis einen politischen Führungsanspruch in und für Deutschland ableiten will. Das wird es nicht geben."

Schröder sagte, er fühle sich bestätigt, für Deutschland dafür zu sorgen, dass es auch in den nächsten vier Jahren eine stabile Regierung unter seiner Führung geben werde. Der Kanzler schloss es aus, dass seine Partei mit der Union zusammen eine Regierung unter einer Kanzlerin Merkel bilden könnte.

"Es geht darum, dass die Reformprozesse in Deutschland vorangehen, ohne den sozialen Zusammenhang zu gefährden", erklärte der Kanzler. Als Ziel formulierte Schröder, dass "Deutschlands wirtschaftliche Kraft mit ökologischer Sensibilität verbunden und Deutschland in den zunehmenden internationalen Konflikten als zuverlässige Macht für Frieden und Ausgleich wahrgenommen werde.

Dazu will Schröder "ab Montag Gespräche führen mit allen, außer mit der PDS und Herrn Lafontaine".

Merkel sieht Regierungsauftrag für die Union

Kanzlerkandidatin Angela Merkel betonte: "Wir haben heute festzustellen: Rot-grün ist abgewählt. Das ist eine gute Nachricht." Jetzt, so die Kanzlerkandidatin, müsse in Deutschland eine stabile Regierung gebildet werden. "Dafür haben CDU und CSU eindeutig den Auftrag." Die Union sei die stärkste Kraft und habe den klaren Auftrag, unter schwierigen Bedingungen, eine Regierung zu bilden.

Sie gab zu, sie hätte sich "natürlich ein besseres Ergebnis" gewünscht. "Aber mit stolz erhobenen Haupt können wir sagen: Wir sind die stärkste Kraft."

Merkel kündigte dagegen an, sie werde nun Gespräche mit SPD, FDP und Grünen über eine mögliche Zusammenarbeit führen. Die CDU-Vorsitzende betonte, sie habe von den Wählern den "Regierungsauftrag" erhalten, den sie auch annehmen werde.

Ihr Ziel sei es nun, eine stabile Regierung zu bilden. Zunächst werde sie ausloten, mit welchem Bündnis die inhaltlichen Ziele der Union am besten umgesetzt werden könnten.

Auf Schröders Ankündigung reagierte sie überrascht: "Der Bundeskanzler scheint Schwierigkeiten zu haben, zu begreifen, dass Rot-Grün abgewählt ist."

CSU-Chef Edmund Stoiber erklärte: "Frau Merkel hat einen ganz klaren Regierungsauftrag." Ob er nach Berlin geht, machte er von den "Konstellationen mit einem Koalitionspartner" abhängig.

FDP sieht sich als "Wahlsieger des Tages"

Zuvor hatte SPD-Chef Franz Müntefering erklärt, die SPD habe viele Menschen überzeugt. "Das Land will Schröder als Bundeskanzler." Das Ergebnis der Union ist "eine persönliche Niederlage von Frau Merkel".

FDP-Chef Guido Westerwelle sah seine Partei als "Wahlsieger des Tages". Die Liberalen seien künftig drittstärkste Kraft im deutschen Bundestag, sagte Westerwelle. Die FDP habe "eines der besten Ergebnisse" in ihrer Geschichte erreicht. Westerwelle erklärte wiederholt und energisch, eine Ampelkoalition mit SPD und Grünen komme für die FDP nicht in Frage. "Ich werde mit Ihnen nicht regieren", entgegnete er dem Kanzler in der Berliner Runde in ARD und ZDF.

Grünen-Spitzenkandidat Joschka Fischer räumte ein: "Das ist ein schwieriges Wahlergebnis." Die rot-grüne Bundesregierung sei beendet. Über den künftigen Bundeskanzler würden nun die großen Parteien entscheiden, und nicht die Grünen. Für seine Partei sprach er dennoch von einem "sehr guten Ergebnis".

Auf der anderen Seite habe auch eine "Politik der sozialen Kälte und des ökologischen Rückschritts", wie sie Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel und ihr Finanzminister-Kandidat Paul Kirchhof repräsentierten, keine Mehrheit gefunden. "Schwarz-Gelb ist gescheitert", sagte Fischer.

Die Parteichefs Claudia Roth und Reinhard Bütikofer erklärten, man stelle sich auf Opposition. Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sagte: "Frau Merkel ist am Zug. Sie soll gucken, wie sie eine Mehrheit bekommt."

Hinter den Kulissen wird bei den Grünen jedoch offenbar auch die Möglichkeit einer Ampelkoalition nicht ausgeschlossen. "Wir müssen das Ergebnis begreifen als Auftrag, bei der Gestaltung des Landes weiter voranzukommen, ob in der Opposition oder in anderer Rolle", orakelte Fischer.

Der Linkspartei-Spitzenkandidat Oskar Lafontaine hat eine Koalition mit der SPD ausgeschlossen. Dafür gebe es nicht genügend politische Übereinstimmungen zwischen den beiden Parteien, sagte Lafontaine.

Er zeigte sich erfreut darüber, dass Schwarz-Gelb keine Mehrheit bekommen habe. Der frühere SPD-Chef forderte, die Arbeitsmarktreform "Hartz IV" müsse korrigiert werden. Die Linkspartei wolle hierzu mit Gewerkschaften und außerparlamentarischen Bewegungen Druck machen.

Auch der Vorsitzende der Linkspartei, Lothar Bisky, sprach sich gegen ein rot-rot-grünes Bündnis aus. "Wir können mit keiner Partei, die den Kurs der Agenda 2010 verfolgt, koalieren." Bisky zeigte sich rundherum zufrieden: "Die Wählerinnen und Wähler haben sich nicht einschüchtern lassen. Jetzt gibt es eine Partei links von der SPD."

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