Reaktionen auf Stoiber-Abgang:"Die Staatskanzlei ist kein Austragsstüberl"

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Edmund Stoibers angekündigter Rückzug hat ein geteiltes Echo hervorgerufen. Unionspolitiker und die katholische Kirche zollten dem CSU-Chef "Respekt" für seine Entscheidung. SPD und Grünen ging Stoibers Schritt nicht weit genug.

"Jetzt ist der Souverän dran", sagte die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth. Sie forderte Neuwahlen. Es dürfe nicht ein König durch einen neuen König ausgetauscht werden. Ihre bayerischen Parteikollegen forderten Stoibers sofortigen Abgang, schließlich sei die Staatskanzlei "kein Austragsstüberl".

Ins gleiche Horn stießen die Sozialdemokraten. "Eine neunmonatige Hängepartie ohne personellen Neubeginn ist ein Schaden für unser Land", sagte der Landtagsfraktionsvorsitzende Franz Maget.

Die SPD hält weiterhin an ihrem Plan fest, Neuwahlen durch ein Volksbegehren zu erzwingen. Die Nachfolgekandidaten Günther Beckstein und Erwin Huber "stehen für keinen Neuanfang und bedeuten lediglich eine Notlösung der CSU", sagte Maget. "Beide sind zentrale Bestandteile des gescheiterten Systems Stoiber."

Respekt zollten Stoiber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und einige Unions-Ministerpräsidenten. Merkel sagte, Stoiber habe Bayern geprägt. Sie respektiere seine Entscheidung. Zugleich zeigte sie sich zuversichtlich, dass die CSU eine "starke Kraft in Bayern bleibt". Sie werde das "nach Kräften unterstützen", sagte Merkel weiter.

Sachsen-Anhalts Regierungschef Wolfgang Böhmer (CDU) sagte, wenn man keine Mehrheit mehr hinter sich wüsste, "macht es keinen Spaß mehr, Ministerpräsident zu sein."

Der Kardinal dankt

Hessens Landesvater Roland Koch (CDU) würdigte die "Lebensleistung" seines bayerischen Amtskollegen. "Die großen Erfolge der CSU und die Spitzenposition Bayerns auf vielen Feldern, die in den letzten Tagen in Vergessenheit zu geraten drohten, werden ganz sicher mit seinem Namen verbunden bleiben."

Auch aus der eigenen Partei kamen sanfte Töne: Der Berliner CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer bekundete seinen "Respekt" für Stoibers Schritt.

Auch Kardinal Friedrich Wetter sagte, Stoibers Rückzug verdiene Respekt. Der Erzbischof von München und Freising dankte Stoiber im Namen der bayerischen Bischöfe für die besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die er den Anliegen der katholischen Kirche im Freistaat entgegengebracht habe. Es habe eine gute Kooperation in vielen karitativen und kulturellen Bereichen gegeben.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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