Reaktionen auf Skandal-Fotos:Merkel nennt Totenschändung "unentschuldbar"

Lesezeit: 2 min

Die Bundeskanzlerin hat die Fotos, die deutsche Soldaten beim schänden einer Leiche zeigen, als schockierend und abscheulich bezeichnet.

Die Bundesregierung werde gegen die Soldaten ermitteln und mit aller Härte durchgreifen. "Solches Verhalten ist durch nichts zu entschuldigen", erklärte Angela Merkel.

Alle im Bundestag vertretenen Parteien forderten eine rasche Aufklärung der Vorwürfe. Sie verurteilten die angebliche Leichenschändung scharf.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich bestürzt über die "abscheulichen Bilder". "Ihr unverantwortliches und unentschuldbares Verhalten schadet dem Ansehen der Bundeswehr und unserem Land", sagte er.

Der Vorgang sei zudem eine Beleidigung für die vielen Tausend deutscher Soldaten, die im Ausland unter schwierigen Bedingungen einen herausragenden Dienst leisteten. Steinmeier begrüßte die Ankündigung des Verteidigungsministeriums, den Vorfall restlos und zügig aufzuklären und "vor allem mit Nachdruck die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen".

Sicherheitspolitiker verurteilen Verhalten

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), forderte ebenfalls eine schnelle und gründliche Aufklärung der Vorwürfe. Er sagte im RBB-Inforadio, dies sei auch im Interesse der Bundeswehr selbst, die in Afghanistan einen guten Ruf habe.

Polenz zeigte sich überzeugt, dass das Bundeskabinett sich für eine Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes aussprechen wird. Der Grund für die Anwesenheit der Bundeswehr sei geblieben, die Sicherheitslage habe sich sogar verschlechtert, erklärte der CDU-Politiker.

Der SPD-Obmann im Verteidigungsausschuss, Rainer Arnold, nannte den Vorfall inakzeptabel. "Schlechter Geschmack ist nicht strafbar, aber das verletzt das Ansehen der Bundeswehr in hohem Maß."

Arnold rechnet mit disziplinarrechtlichen Schritten. Er gehe davon aus, dass es sich um Versäumnisse einzelner Soldaten, womöglich Fehler der örtlich Verantwortlichen handele.

Sein Parteifreund Hans-Peter Bartels, der ebenfalls Mitglied im Verteidigungsausschuss ist, nannte im Gespräch mit sueddeutsche.de die Fotos "widerlich".

Bessere Nach- und Vorbereitung der Auslandseinsätze gefordert

SPD-Fraktionsvize Walter Kolbow sprach sich für dienst- und strafrechtliche Konsequenzen aus.

Das Verhalten der Soldaten stehe in diametralem Verhältnis zu dem, "was wir den Soldaten an Werten und Verhaltensweisen in Ausbildung und Erziehung mitgeben", sagte der frühere Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium dem SWR. Die Anstrengungen zur Vor- und Nachbereitung schwieriger Einsätze müssten noch intensiviert werden.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Renate Künast, sagte: "Die veröffentlichten Fotos sind entsetzlich. So etwas darf bei der Bundeswehr nicht passieren." Sie forderte eine umfassende Aufklärung. Auch der Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe, erklärte, es könne nur eine Reaktion geben: "sofortige und schonungslose Aufklärung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln".

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, sprach von einem "Schaden für das Ansehen der Bundesrepublik und der Bundeswehr". Durch dieses Verhalten würde auch die Sicherheit der eigenen Truppe gefährdet, sagte er dem Bayerischen Rundfunk.

"Denn natürlich wird der terroristische Gegner solche Dinge ausschlachten und sagen, seht mal, so gehen die Ungläubigen mit uns um." Der Fall müsse aufgeklärt werden. Zudem müssten die notwendigen straf- und disziplinarrechtlichen Schritte eingeleitet werden.

Im ZDF-Morgenmagazin nannte Gertz die Bilder "abstoßend und Ekel erregend". Diese Vorfälle müssten ganz schnell aufgeklärt werden. "Solche Leute können wir in unserer Armee nicht gebrauchen", sagte der Oberst. Man müsse prüfen, wie "trotz guter Ausbildung und trotz guter Dienstaufsicht solche Entartungen und Entgleisungen" vorkommen könnten. In Afghanistan sind momentan 2730 Soldaten stationiert.

© AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: