Rauswurf:Kanon 1382 trifft das schwarze Schaf

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Erzbischof Milingo hat schon oft den Vatikan verärgert - nun wurde er im Schnellverfahren exkommuniziert.

Stefan Ulrich

Ich werde ihn mir zurückholen", hat Maria Sung vor fünf Jahren prophezeit, als der Erzbischof sie nach kurzer Ehe verließ, um der katholischen Kirche wieder treu zu werden. Die Frau sollte Recht behalten. Seit diesem Sommer lebt die 48 Jahre alte Koreanerin wieder mit dem 76-jährigen, aus Sambia stammenden Emmanuel Milingo zusammen. Wie es aussieht, wird sie den Monsignore behalten können. Denn der charismatische Seelsorger, Geisterheiler und Teufelsaustreiber hat am Sonntag den Rauswurf aus seiner Kirche provoziert. Da weihte er in Washington vier verheiratete Priester zu Bischöfen und zog so die Höchststrafe des Kirchenrechts auf sich: die Exkommunikation.

Erzbischof Emmanuel Milingo und seine Braut nach der Hochzeit im Jahr 2001 (Foto: Foto: dpa)

Der Vatikan reagierte sofort und stellte nun klar, dass sich Milingo selbst ausgeschlossen hat. Denn im Kanon 1382 des Codex Iuris Canonici steht unmissverständlich: "Ein Bischof, der jemanden ohne päpstlichen Auftrag zum Bischof weiht, ... zieht sich die Exkommunikation als Tatstrafe zu." Eine ausdrückliche Weisung des Vatikan war also nicht nötig, die Strafe trat automatisch in Kraft. Damit droht jetzt, was die Kurie im Umgang mit dem Erzbischof vermeiden wollte: ein Schisma, eine Kirchenspaltung, wie 1988, als der französische Erzbischof Marcel Lefebvre ebenfalls eigenmächtig vier Bischöfe weihte.

Zwar verkündet Milingo nun aus Amerika, die Vatikan-Erklärung sei leeres Gerede, und er werde weiter als katholischer Priester wirken. Tatsächlich aber könnte er sich mit seiner Organisation "Married Priests Now!" zum Vorkämpfer jener Gläubigen machen, die das Zölibat ablehnen. An dem Eheverbot stoßen sich auch zahllose katholische Geistliche. Der Fall Milingo enthält also Sprengkraft für die Kirche. Zudem wird der populäre Prediger heftig von religiösen Gruppen wie der Moon-Sekte umworben.

In Sambia berühmt, in der Kurie berüchtigt

Das alles mag erklären, warum sich der Vatikan lange nachsichtig zeigte mit dem Mann, der einst mit 39 Jahren jüngster Bischof Schwarzafrikas wurde. Als Erzbischof von Lusaka in Sambia wurde er schnell unter den Gläubigen berühmt - und in der Kurie berüchtigt. Er versuchte sich bei seinen von afrikanischen Riten geprägten Messen in Massenheilungen und trieb allerlei Teufel und Dämonen aus. Der Vatikan wähnte seinen bizarren Bischof auf heidnischen Pfaden. Daher kam es 1983 zur Strafversetzung - in die Zentrale.

Doch auch in Rom wirkte Milingo als Exorzist, Geistheiler und sogar Afropop-Sänger weiter und zog Tausende Italiener in seinen Bann. Im Mai 2001 erregte er aufsehen, als er bei einer Massenhochzeit der Moon-Sekte Maria Sung heiratete. Daraufhin zwang ihn Papst Johannes Paul II. zur Entscheidung: Frau Sung oder Mutter Kirche. Der Erzbischof lenkte ein. Er versicherte seiner Frau, sie künftig "wie eine Schwester" zu lieben, und zog sich zur Buße in eine Ordensgemeinschaft bei Rom zurück.

"In der Lage, ein Kind zu zeugen"

Der Fall schien gelöst zu sein, doch nun treibt der Monsignore die katholische Kirche wieder um. "Milingo ist entschlossen, sein Werk fortzusetzen", kündigte ein Vertrauter an. "Er fühlt sich von Gott berufen, die verheirateten Priester in den aktiven Dienst zurückzubringen." Daneben hat der Erzbischof noch andere Pläne. "Seine Exzellenz ist durchaus in der Lage, ein Kind zu zeugen", versicherte Maria Sung in einem Interview. "Wir sind verliebt ineinander wie eh und je."

© SZ vom 28.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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