Nach dem Zugunglück von Bad Aibling hat der Zugbetreiber den Opfern schnelle finanzielle Hilfe zugesagt. Dass Unternehmen nach solchen Ereignissen den Unfallopfern zeitnahe Zahlungen anbieten, ist nicht ungewöhnlich. Denn bis bei Großschäden die Ursache geklärt und jeder Einzelfall geprüft ist, vergeht in der Regel einige Zeit. Auf die beteiligten Unternehmen kommen meist Kosten in Millionenhöhe zu. "Der Schaden dürfte im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen", sagt Andy Niekamp, ein auf Eisenbahnrecht spezialisierter Rechtsanwalt. Damit würden die Unfallfolgen vermutlich zwischen 30 Millionen und 70 Millionen Euro kosten. Ob ein Unfallopfer oder dessen Hinterbliebene viel oder wenig Schadenersatz erhalten, ergibt sich aus der persönlichen Lebenssituation. "Die Höhe des Anspruchs hängt vom individuellen Schaden ab", sagt Thomas Gahr, Haftpflichtexperte beim Versicherungsmakler Aon. Das ist mitunter zynisch: Hinterbliebene eines Alleinverdieners, der eine gut bezahlte Anstellung hatte, erhalten mehr Geld als etwa die Verwandten eines Rentners, einer Hausfrau, eines Kindes.
Nach dem Haftpflichtgesetz stehen Betroffenen bis zu 600 000 Euro zu oder eine jährliche Rente bis 36 000 Euro. "Das gilt aber nur bei der verschuldensunabhängigen Haftung", sagt Stefan Kasparek, Fachanwalt für Verkehrsrecht. Trägt ein Unternehmen die Schuld an der Zugkollision, haftet es unbegrenzt. "Das Bürgerliche Gesetzbuch kennt keine Obergrenzen für Schadenersatzansprüche," sagt Kasparek.
In den USA sind deutlich höhere Schadenersatzzahlungen üblich als hierzulande. Nicht selten erstreiten Anwälte vor US-Gerichten für ihre Mandanten Entschädigungen in Millionenhöhe. Deshalb versuchen viele Unfallopfer, einen Weg zu finden, ihren Anspruch vor einem amerikanischen Gericht durchzusetzen.