Rätsel der Woche:Was passiert nach der Rotlichtrazzia mit den Opfern?

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Da sie ohne Visum in Deutschland sind, gibt es nur zwei Möglichkeiten.

Von Max Ferstl

Die erste Gefahr ist vorüber. Die vielen Frauen und Transsexuellen aus Thailand werden nicht mehr durch ein Netzwerk aus Schleusern und kriminellen Bordellbetreibern zur Prostitution gezwungen. Dafür hat die Großrazzia der Bundespolizei in den frühen Morgenstunden am Mittwoch gesorgt. Doch die Opfer stehen vor neuen Problemen: Die Beamten haben 81 Personen ermittelt, bei denen sich laut Oberstaatsanwalt Alexander Badle, dem Sprecher der hessischen Generalstaatsanwaltschaft, "konkrete Hinweise darauf ergeben haben, dass sie sich unerlaubt in der Bundesrepublik aufhalten".

Zwei Szenarien sind wahrscheinlich, generell gilt: Da die Opfer kein Visum besitzen, sind sie illegal im Land. Die Ausländerbehörde würde anordnen, dass sie Deutschland verlassen müssen, sagt Monika Cissek-Evans von der Fachberatungsstelle Jadwiga. Allerdings gibt es im Aufenthaltsgesetz einen Paragrafen, der den Opfern von Zwangsprostitution eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis einräumt - sofern ein öffentliches Interesse an ihrer Anwesenheit im Land besteht. Also falls sie für eine Zeugenaussage vor Gericht gebraucht werden. Ob die Justiz davon Gebrauch machen wird, will die Oberstaatsanwaltschaft mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Mit der Einführung des Paragrafen verband man die Hoffnung, dass gequälte Frauen Mut fassen würden, die Täter zu melden. "Die Frau müsste bei der Polizei aussagen, dass sie gezwungen wurde", sagt Cissek-Evans. Das Problem: "Viele Frauen wissen nicht, dass es den Paragrafen gibt."

Im aktuellen Fall wird es wohl auf viele individuelle Faktoren ankommen. Kompliziert wird die Lage auch dadurch, dass zumindest die Transsexuellen gewusst haben sollen, dass sie als Prostituierte arbeiten sollten - nicht aber, dass sie plötzlich fünfstellige Summen für den Transport abarbeiten mussten.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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