Rätsel der Woche:Stimmen Bauernregeln überhaupt?

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Von Paul Munzinger

Spaßig sollte die Kampagne sein und zugleich ganz ernsthaft auf Missstände in der industriellen Landwirtschaft hinweisen, auf Massentierhaltung etwa. Doch die neuen Bauernregeln des Umweltministeriums - "Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein" - fanden viele Bauern gar nicht witzig. Sie fühlten sich veralbert und beleidigt. Ministerin Barbara Hendricks entschuldigte sich, die bereits gedruckten Plakate werden nun doch nicht aufgehängt.

Bleibt die Frage, ob Bauernregeln - die Originale, nicht die Parodien aus dem Ministerium - überhaupt noch stimmen, im Lichte der modernen Wissenschaft und des Klimawandels. Bauernregeln seien so alt wie die Menschheit selbst, sagt Lisa Brunnbauer vom Deutschen Wetterdienst. In Zeiten ohne Wettervorhersage sollten sie Frost und Hitze, Regen und Trockenheit berechenbarer machen - die Ernte und das Überleben konnten davon abhängen. Heraus kamen verschiedene Merksätze. "Im Februar Schnee und Eis, macht den Sommer heiß", "Morgenrot, schlecht Wetter droht", oder zu den Eisheiligen: "Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost."

Allgemein lasse sich die Zuverlässigkeit von Bauernregeln deshalb nicht bewerten, sagt Brunnbauer. Grundsätzlich eigneten sich Monate oder gar Tage nicht als Vorboten einer lang anhaltenden Wetterlage. Eine Ausnahme sei der Siebenschläfertag am 27. Juni - wenn man ihn zu einem Siebenschläfer-Zeitraum erweitert. Tatsächlich stabilisiere sich das Wetter zu dieser Jahreszeit häufig für Wochen. Zuverlässig, sagt Brunnbauer, seien auch Prognosen auf engstem Raum - etwa wenn die Bewohner von Schweizer Bergtälern aus Wolken und Wind auf Regen am nächsten Morgen schließen.

Der Klimawandel könne diesen Regeln nichts anhaben. Anderen schon: Kälteeinbrüche zu den Eisheiligen im Mai werden immer seltener.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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