Putschgerüchte in der CSU:"Das ist Schwachsinn"

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Bayerns Landtagspräsident Glück und CSU-Vize Stamm haben scharf dementiert, dass sie den sofortigen Sturz des Ministerpräsidenten betreiben würden. Dennoch vergeht kein Tag, ohne dass ein neuer CSU-Abgeordneter Stoibers Abgang fordert.

Führende CSU-Politiker haben angebliche Pläne zum Sturz von Ministerpräsident Edmund Stoiber dementiert. "Das ist Schwachsinn", sagte Landtagspräsident Alois Glück (CSU) am Freitag zu Berichten, wonach er und Parteivize Barbara Stamm den CSU- Vorsitzenden kippen wollten. "Es ist weder meine Absicht noch diejenige von Frau Stamm, Edmund Stoiber zu stürzen."

Edmund Stoiber: Neigt sich seine politsche Karriere dem Ende entgegen? Mehrere Landtagsabgeordnete sollen sich für Beckstein als Nachfolger ausgesprochen haben. (Foto: Foto: dpa)

Stamm sagte: "Das sind ganz böswillige Unterstellungen. Dagegen werde ich mich entschieden zur Wehr setzen."

Der Münchner Merkur hatte berichtet, zwei Präsidiumsmitglieder, die ungenannt bleiben wollten, hätten erklärt, der oberbayerische CSU-Bezirkschef Alois Glück und Parteivize Barbara Stamm planten den Sturz des Ministerpräsidenten. Glück solle Parteivorsitzender werden und Innenminister Günther Beckstein den Posten des Ministerpräsidenten übernehmen.

"Eine breite Mehrheit ist dafür, dass Stoiber nicht weitermacht"

Trotz aller Dementis ist die Diskussion über Stoibers politische Zukunft weiter in voller Fahrt. Der Vorsitzende des Landtags-Innenausschusses, Jakob Kreidl (CSU), sprach sich offen gegen eine weitere Amtszeit des Ministerpräsidenten aus. "Eine breite Mehrheit ist dafür, dass Stoiber nicht über 2008 hinaus weiter macht", sagte Kreidl der Münchner Abendzeitung.

Für die Nachfolge gebe es genügend qualifizierte Spitzenkräfte. Die CSU habe in der Vergangenheit gezeigt, dass sie einen vermeintlich schwierigen Übergang gut gestalten könne. "Selbst beim Tod von Strauß hat man es geschafft, sehr schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen", sagte Kreidl.

Pauli: Stoiber ist abgeschottet

Am Freitagabend um 19 Uhr trifft CSU-Chef Edmund Stoiber erstmals seit Beginn des Streits um eine erneute Nominierung seine Kritikerin Gabriele Pauli. Die Fürther CSU-Landrätin hat eine Einladung zum Neujahrsempfang der Staatsregierung in München angenommen.

Allerdings dürften beide angesichts der Menge von 1500 Gästen kaum Zeit für mehr als ein kurzes Gespräch haben. Die eigentliche Aussprache ist erst für Donnerstag kommender Woche geplant.

Unmittelbar vor dem Zusammentreffen legte Pauli in ihrer Kritik nach: Der bayerische Ministerpräsident sei "nicht mehr so aufgeschlossen" für die Sorgen und Nöte der Menschen, sagte sie dem Fernsehsender N24. "Es liegt daran, dass er abgeschottet ist und sich nur noch von einem engen Kreis beraten lässt."

Stoiber sei es auch nicht gewöhnt, dass "Frauen mit gleicher Kompetenz" auf Augenhöhe mit ihm sprechen wollten. Pauli verlangt seit längerem eine Mitgliederbefragung zu Stoibers erneuter Kandidatur für die Landtagswahl 2008.

Beck sorgt sich um CSU

Unterdessen beschäftigt die Führungskrise der CSU auch die SPD. Parteichef Kurt Beck warnte die CSU vor negativen Folgen für die große Koalition aus CDU/CSU und SPD. "Die große Koalition braucht drei Partner, und die Partner müssen alle verlässlich sein."

Beck sagte, er verfolge die Personaldiskussion in der CSU mit Kopfschütteln. Die Solidaritätserklärungen der Partei für ihren Vorsitzenden hätten inzwischen nicht einmal mehr 24 Stunden Bestand. Für die große Koalition bereite ihm das einige Sorgen.

Bereits das Verhalten der CSU im Streit um die Gesundheitsreform sei kein gutes Beispiel für die derzeitige Zusammenarbeit. "Die große Koalition braucht alle drei Partner, alle drei müssen verlässlich sein", mahnte Beck.

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