Putin und Erdoğan:Paria, Partner

Sie mögen sich nicht, doch sie glauben, sich zu brauchen.

Von Julian Hans

Während sich Ankara von Europa entfernt, scheinen die Beziehungen der Türkei zu Moskau durch nichts zu erschüttern zu sein. Die Krise nach dem Abschuss eines russischen Bombers im November 2015 war gerade überstanden, da fielen die Schüsse auf den russischen Botschafter in der türkischen Hauptstadt. Im Februar dann attackierte die russische Luftwaffe versehentlich Stellungen der türkischen Streitkräfte in Syrien. Am Freitag war Präsident Recep Tayyip Erdoğan gerade auf dem Weg nach Moskau, als in Istanbul ein Hubschrauber abstürzte, vier russische Geschäftsleute starben.

Die beiden Präsidenten, die sich stark und dünnhäutig zugleich geben, haben schon viel unbedeutendere Ereignisse zu Staatsaffären aufgeblasen. Diese Belastungsproben regelten sie dagegen still. Dabei hegen sie weder Sympathie füreinander, noch haben ihre Länder viele gemeinsame Interessen. Langfristig wären gute Beziehungen zu Europa für die Türkei und für Russland wichtig für Wohlstand und Entwicklung. Aber kurzfristig sind Autokraten Partner am liebsten, die ihre Herrschaft und ihren Führungsstil nicht infrage stellen.

Seit den Massenprotesten vor fünf Jahren kennt Putin die Angst vor dem Machtverlust. Sein Beistand für Erdoğan nach dem Putschversuch zahlt sich aus. Und in Ankara hat man eingesehen, dass nur die Russen garantieren können, dass im syrischen Machtvakuum kein kurdischer Staat entsteht.

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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