Prozess:Saddam beschwert sich über die "Besatzer"

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Der Ex-Diktator hat die Behandlung der "ausländischen Besatzer" moniert, die ihn mit Hand- und Fußfesseln in den Gerichtssaal führten. Prominenter Rechtsbeistand an Saddams Seite ist der frühere US-Justizminister Ramsey Clark.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist in Bagdad der Prozess gegen den gestürzten irakischen Staatschef Saddam Hussein fortgesetzt worden. Der frühere Machthaber erschien bester Laune, als er in schwarzer Hose und grauem Jackett den Gerichtssaal betrat.

Bei dem Prozess geht es zunächst um das Massaker in der schiitischen Ortschaft Dudschail im Jahre 1982, für das den Angeklagten die Todesstrafe droht.

Zunächst lieferte sich Saddam Hussein jedoch ein kurzes Wortgefecht mit dem Vorsitzenden Richter Risgar Mohammed Amin. Er habe in Fußfesseln vier Stockwerke hinaufgehen müssen, weil der Fahrstuhl nicht funktioniert habe, sagte Saddam Hussein. Der Richter erwiderte, er werde der Polizei sagen, dass so etwas nicht noch einmal passieren dürfe. Darauf betonte Saddam Hussein: "Sie sagen es ihnen nicht, Sie ordnen es an. Sie sind ein Iraker, die Beamten sind Eroberer und Besatzer." Er sei von ausländischen Wächtern in den Gerichtssaal begleitet worden.

Das Gericht ließ als Verteidiger Saddams auch den früheren US- Justizminister Ramsey Clark zu. Clark hat sich für eine Verlegung des Prozesses ins Ausland ausgesprochen - mit der Begründung, dass ein faires Verfahren im Irak nicht möglich sei.

Er verwies auf den andauernden Aufstand im Land sowie die militärische Besatzung seitens der USA und ihrer Alliierten. Die Zeugen, die während des Prozesses gehört werden, sollen hinter einer Abschirmung aussagen, um ihre Anonymität zu wahren.

Im Gericht war ein erstes Video als Beweis vorgeführt worden. Es zeigt Saddam Hussein 1982 direkt nach einem Anschlagversuch in dem Ort Dedscheel. Saddam ist in dem gelbstichigen Video, das aus einer alten Dokumentation des britischen Senders BBC stammt, bei der Befragung von Dorfbewohnern zu sehen und zu hören.

Nach einer CNN-Übersetzung ins Englische befahl Saddam nach der Befragung seinen Sicherheitsleuten: "Sondert sie aus und verhört sie." Saddams Sicherheitsleute hatten nach dem gescheiterten Anschlag ein Massaker in dem Dorf verübt.

Nach dreistündiger Verhandlung hat der Vorsitzende Richter den Prozess gegen den gestürzten irakischen Staatschef Saddam Hussein allerdings erneut vertagt. Das Verfahren wird am 5. Dezember fortgesetzt.

Demonstranten fordern Hinrichtung Saddams

Kurz vor der Wiederaufnahme des Prozesses gegen Saddam haben rund zweihundert Menschen in einem schiitischen Dorf nördlich von Bagdad die Hinrichtung des irakischen Ex-Präsidenten gefordert.

Die Demonstranten versammelten sich am Montag im Zentrum von Dudschail mit Transparenten, auf denen stand: "Wir verlangen die Hinrichtung des Diktators Saddam".

In Tikrit, der Heimatstadt Saddam Husseins, forderten vornehmlich junge Demonstranten dagegen die Freilassung des Ex-Machthabers. Die Menge hielt vor einer Moschee Fotos ihres Idols hoch und schmähte die jetzige Regierung unter Ministerpräsident Ibrahim Dschaafari. "Gott ist größer. Oh Araber, der Prozess ist ungerecht", riefen die Demonstranten, unter ihnen viele Studenten.

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