Der wegen Völkermordes angeklagte frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auf die Frage nach seiner Schuld erneut die Aussage verweigert.
Bei seiner zweiten Anhörung wurde Karadzic am Freitag von Richter Iain Bonomya gefragt, ob er auf schuldig oder nicht schuldig plädiere. "Im Einklang mit dem, was ich bislang gesagt habe, verweigere ich die Aussage", antwortete der mutmaßliche Kriegsverbrecher. Bonomy gab deshalb bekannt, der Angeklagte erkläre sich für nicht schuldig.
Karadzic hatte bereits bei seinem ersten Erscheinen vor dem Tribunal vor vier Wochen die Aussage verweigert und eine ihm zustehende Bedenkzeit von 30 Tagen beansprucht. Der 63-Jährige muss sich vor dem Tribunal wegen des Vorwurfs von Kriegsverbrechen und Völkermords im Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 verantworten.
Das Tribunal konzentriert sich in den insgesamt elf Anklagepunkten auf die 43-monatige Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo und das Massaker von Srebrenica, bei dem 1995 rund 8.000 Muslime getötet wurden. Erwartet wird, dass der eigentliche Prozess im kommenden Jahr beginnt.
Karadzic war am 21. Juli verhaftet worden. Er hatte unter falschem Namen in Serbien gelebt und als Arzt gearbeitet. Zusammen mit dem früheren bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladic war Karadzic der meistgesuchte mutmaßliche Kriegsverbrecher. Mladic ist weiter auf der Flucht.