Proteste in Kolumbien:Millionen demonstrieren gegen Farc

Lesezeit: 2 min

Anlässlich des kolumbianischen Unabhängigkeitstages sind weltweit Millionen von Menschen auf die Straße gegangen. Sie forderten die Freilassung von rund 700 Geiseln der Farc-Rebellen.

Millionen Menschen haben am Sonntag bei Kundgebungen und Konzerten in Kolumbien und in zahlreichen anderen Städten weltweit für die Freiheit aller schätzungsweise 2800 Entführungsopfer in dem südamerikanischen Land demonstriert.

Allein in Kolumbien demonstrierte mehr als eine Million Menschen für die Freiheit der FARC-Geiseln. (Foto: Foto: AP)

In rund 1000 Städten und Gemeinden Kolumbiens fanden Solidaritätskonzertem statt, an denen sich mindestens 100.000 Musiker beteiligten. Die Plaza Bolivar im Zentrum Bogotás war gefüllt mit weiß gekleideten Demonstranten, die Fähnchen in der Friedensfarbe weiß und rot-blau-gelbe Nationalflaggen schwenkten.

Das größte Konzert gab es in der südkolumbianischen Stadt Leticia mit den Pop-Idolen Shakira und Carlos Vives. Auch in Hamburg gingen am Abend Menschen mit der Forderung "Libérenlos ya" ("Lasst sie endlich frei") auf die Straße.

In Paris forderte die kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt die linksgerichteten Farc-Rebellen zur Freilassung aller ihrer etwa 700 Geiseln auf. "Nie wieder Geiseln", rief die ehemalige Präsidentschaftskandidatin vor mehreren tausend Menschen, die sich zu einem Solidaritätskonzert anlässlich des 198. Nationalfeiertages Kolumbiens versammelt hatten. Betancourt war vor kurzem nach sechseinhalb Jahren in der Gewalt der Farc befreit worden. Rund 700 Geiseln befinden sich in der Gewalt der Farc, die übrigen Menschen wurden von anderen Rebellengruppen oder von kriminellen Banden entführt.

In Leticia in der Nähe der Grenzen zu Brasilien und Peru kamen die Präsidenten aller drei Länder, Alvaro Uribe, Luiz Inacio Lula da Silva und Alan García, zusammen. Sie gehörten wie Zehntausende Fans zum Publikum der Pop-Größen Shakira und Carlos Vives. Shakira rief zur Freiheit für "alle Geiseln, für alle Menschen, die unter der Geißel der Gewalt leben und für die Millionen von Binnenflüchtlingen" auf. Die Farc-Rebellen bat sie, die Waffen niederzulegen. "Der Staat bietet ihnen Schutz und Hilfe an. Wenden Sie sich an die Polizei oder das Militär", sagte die Sängerin.

García und Lula forderten ebenfalls ein Ende der Gewalt in Kolumbien und die Freiheit für alle Geiseln. "Ganz Lateinamerika ist solidarisch mit Kolumbien. Frieden für Kolumbien!", sagte García. Auch in der Hauptstadt Bogotá, in Cali, Medellín oder Cartagena demonstrierten die Bürger bei Großkundgebungen für ein Ende des bürgerkriegsähnlichen Konflikts, der vor 44 Jahren begonnen hatte.

Die marxistische Rebellengruppe "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) gilt nach Jahren der militärischen Aufrüstung des Staates zwar als erheblich geschwächt, aber ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Der Konflikt wird auch durch die riesigen Gewinne aus dem Drogenschmuggel immer wieder angeheizt. Zudem herrscht in vielen Teilen der kolumbianischen Provinzen bittere Armut, die den Rebellen die Anwerbung neuer Kämpfer erleichtert.

© dpa/cag/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: