Prostituierte:Schutzlos trotz Gesetz

Der Staat muss seine Haltung zu dem Gewerbe überdenken.

Von Edeltraud Rattenhuber

Es gibt natürlich Frauen, die sich freiwillig prostituieren und keine Scheu haben, sich als "Sex-Arbeiterinnen" zu registrieren. Die im Dunkeln aber sieht man nicht. Das sind all jene, die zur Prostitution gezwungen werden, überwiegend Ausländerinnen. In ihrer Heimat wird ihnen ein Job in Deutschland versprochen. Die Reise endet häufig in einem Flatrate-Bordell - ohne Deutschkenntnisse, ohne Rechte.

Sex sells, nirgendwo ist die Floskel angebrachter als in diesem Gewerbe. Statt gegen Zwangsprostitution konsequent einzuschreiten und Freier zu bestrafen oder Zuhälterei zu verbieten, wie es in anderen Ländern der Fall ist, hat die rot-grüne Bundesregierung mit dem Prostituiertengesetz 2002 das Rotlichtmilieu geradezu eingeladen, sein Geschäftsfeld auszuweiten. Deutschland wurde zum Bordell Europas, Prostitution sollte ein Job sein wie jeder andere. Doch das ist sie nicht.

Das Prostituiertenschutzgesetz 2017 war der Versuch nachzubessern. Die Frauen müssen sich seither registrieren und gesundheitlich beraten lassen. Doch in der Praxis funktioniert das kaum: In Berlin etwa sind nur 270 von 7000 Prostituierten amtlich registriert. Wer ein solches Gesetz einführt, muss auch dafür sorgen, dass es nicht nur auf dem Papier besteht - oder seinen Umgang mit dem Thema überdenken.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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