Profil:Ulrich Wilken

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Linken-Politiker in Hessen, wegen der Blockupy-Demonstration in der Kritik.

Von Susanne Höll

Ulrich Wilken ist ein hessischer Linkspolitiker, Soziologe, Motorradfan und seit einem guten Jahr stellvertretender Präsident des hessischen Landtages. Ginge es nach dem Willen etlicher Landespolitiker unterschiedlichster Couleur, müsste der gebürtige Rheinländer seinen Posten räumen. Als Mitveranstalter der großen Blockupy-Demonstration am vergangenen Mittwoch in Frankfurt, in deren Vorfeld sich Aktivisten Straßenschlachten mit der Polizei geliefert hatten, sei er als Vize eigentlich untragbar, lautet ihr Argument. Die Kritiker monieren, Wilken, aber auch seine Partei hätten ein irrlichterndes Verhältnis zu Chaoten und Krawallmachern und erteilten Gewalt als Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung keine glasklare Absage. Unfug, entgegnet der ehemalige hessische PDS-Landesvorsitzende, der auch im gesetzteren Alter - er ist Jahrgang 1958 - einen Ring im rechten Ohr trägt.

Tatsächlich hat er sich an jenem Mittwoch, als auf den Frankfurter Straßen Barrikaden brannten und Vermummte Polizeiwagen abfackelten, als einer der wenigen Blockupy-Organisatoren entsetzt über die Eskalation geäußert und die Gewalttaten unmissverständlich verurteilt. Seine Landespartei tat es ihm gleich, am Wochenende, mit einem offiziellen Gremienbeschluss. Die Linke ahnte offenkundig, dass ihr das Engagement für diesen außer Kontrolle geratenen Aktionstag gegen den Kapitalismus viel Ärger einbringen würde. Zu Recht: CDU, Grüne, SPD und FDP forderten Wilken im Landtag auf, über einen Rückzug aus dem Vize-Amt nachzudenken.

So klar die Absage Wilkens an die Randalierer auch war: andere seiner Äußerungen wecken den Verdacht, dass er womöglich doch ein wenig Verständnis hegt für Schläger und Brandstifter. Unmittelbar vor jenem schrecklichen Mittwoch hatte er beklagt, dass die Polizei auf martialische Weise in Frankfurt aufrüste; hinterher verwies er darauf, dass sich auf den Straßen auch Wut über soziale Verelendung in Europa entladen habe. Wilken ist ein überzeugter Blockupy-Aktivist. Er organisierte auch jene Frankfurter Demonstration im Sommer 2013, bei der Hunderte Aktivisten stundenlang von der Polizei eingekesselt worden waren.

Dass auch die CDU einen wie ihn zum Vize-Präsidenten mit gewählt hatte, war im Januar 2014 ein kleines Wunder. Aber die Christdemokraten wollten der FDP einen letzten Liebesdienst erweisen und ihr nach dem Ausscheiden aus der Regierung zumindest einen Stellvertreter im Landtagspräsidium verschaffen. Da die Links-Fraktion aber größer ist als die der Liberalen, musste auch sie einen Posten bekommen.

Wilken, der erklärtermaßen fast lieber Koch als Politiker geworden wäre, hat offenkundig Spaß an dem Vize-Job gefunden. Freiwillig will er nicht zurücktreten. Abwählen kann ihn das Parlament nach der Landesverfassung allerdings auch nicht.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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