Presseausweise:Reporter müssen ausreisen

Am Sonntag werden zwei deutsche Korrespondenten die Türkei aller Voraussicht nach verlassen. Andere Journalisten dürfen offenbar bleiben, darunter auch die Reporterin der SZ.

Zehn Tage nach der Verweigerung ihrer Arbeitsgenehmigung durch die türkische Regierung müssen die Korrespondenten des ZDF, Jörg Brase, und des Tagesspiegel, Thomas Seibert, am Sonntag die Türkei verlassen. Dies ist die offizielle Frist, und bis Freitagabend hatten Brase und Seibert noch keinen Hinweis darauf, dass ihre Ablehnung zurückgenommen würde. Begründet wurde sie nicht. Die Bundesregierung kritisierte das Vorgehen ebenso wie die betroffenen Medienhäuser, die Organisation Reporter ohne Grenzen und der Deutsche Journalistenverband. Dessen Vorsitzender, Frank Überall, warf Ankara vor, ausländischen Journalisten bewusst Angst machen zu wollen. Die schriftliche Ablehnung von Pressekarten ist in der Türkei bisher einmalig. Zuvor wurde vereinzelt Korrespondenten die Arbeitsgrundlage dadurch entzogen, dass man sie auf die Presseausweise so lange warten ließ, bis ihre Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen war. Auch jetzt warten noch zahlreiche europäische Journalisten in der Türkei auf eine Zusage, mehr als je zuvor. Andere erhielten am Donnerstag Anrufe aus Ankara, ihre Karte sei genehmigt, darunter die Reporterin der Süddeutschen Zeitung. Zuvor hatte es Kritik auch aus der regierenden AKP gegeben. Der AKP-Abgeordnete Mustafa Yeneroğlu sagte, man könne nicht einerseits für den Wirtschaftsstandort Türkei werben und auf der anderen Seite solche "unverständlichen Entscheidungen" treffen.

© SZ vom 09.03.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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