Praxisgebühr:Barmer plant den Nulltarif

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Dreieinhalb Monate nach Einführung der umstrittenen Praxisgebühr will die erste Krankenkasse noch in diesem Jahr eine Alternative anbieten. Versicherte, die am so genannten Hausarzt-Modell teilnehmen, sollen von der Zahlung befreit werden.

Das sagte Barmer-Sprecherin Ursula Bertels dem Westfalen-Blatt. Die Krankenkasse habe dazu bereits einen entsprechenden Vertrag mit dem Deutschen Hausärzteverband abgeschlossen.

Eine Sprecherin des Bundessozialministeriums sagte dazu: "Wir begrüßen solche Initiativen ausdrücklich. Sie sind Teil des Gesetzes. Die Lotsenfunktion des Hausarztes ist erwünscht."

Wenn das Hausarzt-Modell so effizient sei, dass die Kassen ihren Versicherten die Praxisgebühr erlassen könnten, "zeigt dies, dass Bewegung ins System kommt".

Die Barmer macht von einer Sonderklausel im Gesundheitsreformgesetz Gebrauch. Die Praxisgebühr von jeweils zehn Euro für den ersten Arztbesuch im Quartal war zum Jahresbeginn eingeführt worden. Das entsprechende Gesundheitsreformgesetz räumt den Krankenkassen aber die Möglichkeit ein, das Hausarzt-Modell als Alternative anzubieten.

Bei dem so genannten Hausarzt-Modell sollen Patienten nach Auskunft der Barmer dann keine Praxisgebühr mehr bezahlen müssen, wenn sie sich dazu verpflichten, im Krankheitsfall immer erst zu ihrem Hausarzt zu gehen. Dieser würde dann wenn nötig eine Überweisung zum Facharzt veranlassen.

Auch die DAK überlegt

Durch die Lotsen-Funktion des Hausarztes ließen sich aufwändige Doppeluntersuchungen vermeiden und Kosten sparen, sagte die Barmer-Sprecherin.

Auch bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) gebe es intensive Gespräche zur Einführung des Hausarzt-Modells, sagte eine Mitarbeiterin des Verbandes der Ersatzkassen. Ein Sprecher der AOK Westfalen-Lippe sagte dem

Westfalen-Blatt

, auch die AOK wolle ein Hausarzt-Modell anbieten. Zunächst sollten aber die Ergebnisse eines Modellversuchs in Baden-Württemberg abgewartet werden.

Kritik der FDP

Die Barmer-Sprecherin sagte, wer die Gebühr sparen wolle, brauche für die Behandlung beim Facharzt immer eine Überweisung des Hausarztes. Die Kasse verspricht sich davon Kosteneinsparungen und das Vermeiden aufwendiger Doppeluntersuchungen. Ein entsprechender Vertrag sei mit dem Deutschen Hausärzteverband abgeschlossen worden.

Kritik an den Plänen der Barmer kam von der FDP. Deren Gesundheitsexperte Detlef Parr wandte sich besonders gegen eine damit verbundene Einschränkung der freien Arztwahl.

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