Präsidentschaftswahl in Island:Fünfte Amtszeit für Sozialist Grimsson

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Wegen seiner Nähe zum Finanzsektor stand Olafur Grimsson einst in der Kritik, nun bewegte ihn eine Petition von 30.000 Wählern, noch einmal zu kandidieren. Mit Erfolg: Zum fünften Mal haben die Isländer den Sozialisten Grimsson zu ihrem Präsidenten gewählt - und sich damit gegen einen EU-Beitritt positioniert.

Länger als einst Helmut Kohl: Seit 1996 ist Olafur Ragnar Grimsson Präsident Islands und er wird es wohl noch mindestens vier Jahre bleiben. Nach Auszählung der Hälfte der Stimmen bei der Präsidentschatfswahl liegt der Sozialist Grimsson mit 53 Prozent deutlich vor seiner wichtigsten Herausforderin Thora Arnorsdottir, die auf 33 Prozent kam. Für Grimsson wäre es die fünfte Amtszeit in Folge. Der Präsident hat in Island überwiegend repräsentative Aufgaben.

Erfahrung siegt über Prominenz: Zum fünften Mal in Folge wählten die Isländer den Sozialisten Olafur Grimsson zu ihrem Präsidenten. Seine Herausforderin Thora Arnorsdottir erhielt ein Drittel der Stimmen. (Foto: AFP)

Die 37-jährige Fernsehreporterin Arnorsdottir gestand schon am Samstagabend ihre Niederlage ein. Sie wolle nun in den Urlaub fahren und sich auf die Erziehung ihres im Mai geborenen dritten Kindes konzentrieren, sagte sie. Sie sei "überwältigt", ein Drittel der Stimmen bekommen zu haben, wolle aber in vier Jahren nicht erneut antreten. Arnorsdottir waren zunächst eigentlich gute Chancen zugerechnet worden, da sich viele Isländer nach der Finanzkrise nach neuen Gesichtern sehnen.

Ursprünglich hatte Grimsson mit dem Ende seiner vierten Amtsperiode ausscheiden wollen, doch eine Petition von mehr als 30.000 Wählern stimmte den 69-jährigen Professor um. Seine erneute Kandidatur begründete der Sozialist damit, dass in den anstehenden schwierigen Verhandlungen über einen EU-Beitritt und bei der Abstimmung über die neue Verfassung im Oktober seine politische Erfahrung benötigt werde. Wie die Mehrheit der Isländer lehnt Grimsson einen EU-Beitritt ab, für den seit 2009 Gespräche laufen.

Island und wurde 2008 besonders hart von der Finanzkrise getroffen. Als die drei größten Banken des kleinen Inselstaats mit nur 320.000 Bürgern zusammengebrochen waren, geriet Grimmson, ein ehemaliger Finanzminister, wegen seiner Nähe zum Finanzsektor in die Kritik. Seine Weigerung, einer Entschädigung niederländischer und britischer Anleger zu Lasten der isländischen Steuerzahler zuzustimmen, brachte ihm aber später breite Unterstützung ein.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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