Porträt:Jaap de Hoop Scheffer

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Der 55-Jährige tritt für enge Beziehungen zwischen Amerika und Europa ein. Er gilt als gewiefter Diplomat. Als niederländischer Oppositionsführer musste er allerdings zurücktreten, weil seine Umfragewerte zu schlecht waren.

Als die Zeiten zwischen den USA und dem "alten Europa" besonders frostig waren, da bemühte sich der niederländische Außenminister Jaap de Hoop Scheffer um einen Abbau der Spannungen. Mag sein, dass ihn genau diese Vermittlerrolle nun in das Amt des Nato-Generalsekretärs hievte.

Die USA wollten ihn, weil seine Regierung den Kurs Washingtons in Irak unterstützte. Und die alten Europäer konnten ihn nicht ablehnen, weil er einerseits einer von ihnen ist, andererseits aber auch als Versöhner aufgetreten ist.

Kollegen charakterisieren den 55-Jährigen als gewieften Diplomaten, als harten Verhandlungspartner und als Mann mit Prinzipien. Zudem weist er sämtliche Voraussetzungen für den Job an der zivilen Spitze des Verteidigungsbündnisses auf. Einst Reserveoffizier der niederländischen Luftwaffe, hat er bereits seit 25 Jahren Kontakte zur Nato.

Verhaltene Umfragewerte zu Hause

In seiner Heimat dagegen gilt der konservative Politiker eher als farblos und langweilig. Vor zwei Jahren musste er deshalb auch den Vorsitz der Christdemokratischen Partei CDA abgeben, weil die Umfragewerte für die anstehende Wahl eher verhalten waren.

Sein Nachfolger Jan Peter Balkenende schaffte es dann, den Konservativen nach acht Jahren in der Opposition zum Wahlsieg zu verhelfen. Balkenende wurde Regierungschef und machte de Hoop Scheffer zum Außenminister. Von diesen politischen Missgeschick abgesehen, kann de Hoop Scheffer aber eine Bilderbuchkarriere vorweisen.

Der studierte Jurist schlug nach zweijährigem Militärdienst bei der Luftwaffe die Diplomaten-Laufbahn ein. Nach seinem ersten Posten in der niederländischen Botschaft in Ghana wurde er ins Nato-Hauptquartier berufen. Dort arbeitete er von 1978 bis 1980 für die niederländische Mission.

Gilt als Transatlantiker

Seit 1986 ist er Abgeordneter im niederländischen Parlament. Zudem arbeitete er als persönlicher Berater von vier Außenministern. In dieser Zeit schaffte sich der Niederländer bereits den Ruf als Transatlantiker. Dieser Rolle gerecht wurde er zuletzt besonders im Streit zwischen den USA einerseits und Deutschland und Frankreich andererseits um den Irak-Konflikt.

"Er ist von der Bedeutung enger Beziehungen zwischen den USA und Europa überzeugt", sagt Fred van Staden, Professor für Internationale Beziehungen am Clingendael Institut für Strategische Studien in Den Haag, über de Hoop Scheffer.

Im Irak-Konflikt ließ die niederländische Regierung zwar keinen Zweifel daran, dass sie hinter den USA steht. Allerdings wurde diese Position nie so lautstark vertreten, wie dies beispielsweise die spanische oder italienische Regierung taten. Als einer der Gründerstaaten der Europäischen Union gelten die Niederländer zudem traditionell als Verfechter einer starken europäischen Position, auch in Verteidigungsfragen.

"Die Nato bleibt essenziell"

"Europäische Fähigkeiten in Verteidigungsfragen sollten es der Europäischen Union erlauben, eine Rolle in der Krisenbewältigung zu spielen, wenn die Nato dafür nicht in Frage kommt", sagte de Hoop Schaffer vor kurzem in Paris. "Die Nato bleibt aber essenziell, und die europäischen Staaten sollten ihre Fähigkeiten verbessern, um innerhalb der Nato agieren zu können." Mit solchen Aussagen schaffte es der Diplomat, beide Lager zu befriedigen.

Traditionell waren die Niederländer immer für eine intensivere europäische Integration, ohne dabei den transatlantischen Beziehungen zu schaden. Und Washington hat es dem kleinen Land stets gedankt. Immerhin ist De Hoop Scheffer bereits der dritte Niederländer an der Spitze der Allianz, nach Dirk Stikker (1961 bis 1964) und Joseph Luns (1971 bis 1984).

Privat vergnügt sich der neue Nato-Generalsekretär gerne mit französischen Filmen, er spielt Tennis und Squash und joggt häufig am Strand von Scheveningen in der Nähe von Den Haag. De Hoop Scheffer ist verheiratet und hat zwei Töchter.

(sueddeutsche.de/AP/Anthony Deutsch)

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