Porträt:IAEA-Chef Mohammed el-Baradei

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Der 63-Jährige Ägypter steht seit acht Jahren an der Spitze der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA). Der Diplomat und Jurist bewegt sich in einem politischen Raum, in dem Lob selten, Kritik von vielen Seiten jedoch an der Tagesordnung ist.

Vor allem die USA machten unter George W. Bush keinen Hehl daraus, dass ihnen die die Art und Weise, wie el-Baradei zunächst mit dem Irak umging und jetzt mit Iran über deren Atomprogramme verhandelt, zu nachgiebig ist. Bagdad und Teheran wiederum haben el-Baradei und die IAEA immer wieder beschuldigt, nur Erfüllungsgehilfe Washingtons zu sein.

Der am 17. Juni 1942 in Ägypten geborene el-Baradei studierte zunächst Rechtswissenschaften in Kairo. Seit 1964 arbeitete er als Diplomat unter anderem in den Vertretungen seines Landes bei den Vereinten Nationen in Genf und New York, wo er - nebenbei - im Fach Internationales Recht promovierte.

Nachfolger von Hans Blix

Zur IAEA kam Baradei 1984, wo er unter anderem die Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten leitete und dann als Stellvertreter des schwedischen Generaldirektors Hans Blix arbeitete. 1997 wurde er als erster Repräsentant eines Entwicklungslandes Blix-Nachfolger. El-Baradei führte sein Amt betont unparteiisch. Obwohl ihm Beobachter in Wien großes diplomatisches Geschick bescheinigen, scheute er sich auch nicht, deutliche Worte zu sprechen.

Besonders heikel war seine Rolle vor dem US-Krieg gegen den Irak 2003. Damals standen die IAEA-Waffeninspekteure unter massivem Druck Washingtons, "Beweise" für Geheimdienst-Berichte zu finden, wonach Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besaß.

Wenige Wochen vor Kriegsbeginn erklärte der Ägypter dann öffentlich, seine Behörde habe "keine Beweise gefunden", wonach Saddam Hussein ein Atomwaffenprogramm besitze. Angesichts des Drucks der USA drohte der bedrängte Baradei sogar kurz mit seinem Rücktritt. Inzwischen wurde er für eine dritte Amtszeit bestätigt.

Dem IAEO-Chef werden in Wien Ambitionen nachgesagt, die über sein heutiges Amt hinaus gehen. Immer wieder heißt es, er strebe die Nachfolge von UN-Generalsekretär Kofi Annan an. Ob ihm der Friedensnobelpreis dabei helfen kann, bleibt abzuwarten.

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