Porträt:Die verbotene Liebe ist endlich erlaubt

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Mary Masuka Pius, 25, aus Tansania und Sylvia Kizza Nakate, 31, aus Uganda haben sich in Deutschland kennengelernt. In ihrer Heimat wurden sie verfolgt, weil sie lesbisch sind.

Protokoll: Jasmin Siebert

Mary Masuka Pius (links), 25, aus Tansania mit Sylvia Kizza Nakate, 31, aus Uganda, beide seit 2016 in Deutschland:

"In unseren Heimatländern bist du der Teufel, wenn du lesbisch bist. Wir wussten beide schon früh, dass wir Frauen lieben. Trotzdem wurden wir als Teenager gezwungen, Männer zu heiraten. Beide haben wir unsere Eltern verloren, als wir klein waren. Heimlich hatten wir Freundinnen. Einmal küsste ich meine damalige Freundin in einer Bar. Dann nahmen wir uns ein Zimmer. Männer filmten uns durchs Fenster, andere brachen die Tür auf und verprügelten uns mit Stöcken. Wir bluteten am ganzen Körper, ich habe heute noch Narben. Wir wurden zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Ich flüchtete und hörte nie mehr etwas von meiner Ex-Partnerin.

Ähnlich Schlimmes hat Sylvia erlebt. Doch ihr Asylantrag wurde im Gegensatz zu meinem abgelehnt. Ich hab sie zum ersten Mal im Juli gesehen. Sie tanzte auf der Straße vor dem Sub, einem Kulturzentrum für Homosexuelle in München. Bald waren wir ein Paar. Leider sind in Sylvias Wohngruppe keine Übernachtungsgäste erlaubt, und ich teile ein Zimmer mit anderen Frauen.

Wenn wir besser Deutsch können, möchten wir beide Krankenpflegerinnen werden und in einem Schwesternwohnheim wohnen. Schon als Kind habe ich die Schwestern mit ihren weißen Hauben bewundert. In Deutschland fühlen wir uns sicher. Wir halten Händchen und küssen uns auf der Straße. Doch ich nehme jeden Tag eine kleine Pille, um all das Schlimme, was war, zu vergessen. Wir mussten beide unsere Kinder zurücklassen. Oft spüre ich eine tiefe Traurigkeit in mir."

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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