Pornos ab 16:FDP lässt Partei-Nachwuchs auflaufen

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Die niedersächsischen Jungen Liberalen haben sich dafür ausgesprochen, älteren Jugendlichen Pornografie legal zugänglich zu machen - und damit ihren Bundesvorstand kalt erwischt. Bei der FDP fiel der Vorschlag der Julis glatt durch.

Oliver Das Gupta

"Der Gesetzgeber legitimiert den Geschlechtsakt zwischen 16-Jährigen, untersagt ihnen aber bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres dabei zuzusehen", sagte der Landesvorsitzende der Jungen Liberalen (Julis) Niedersachsens, Christopher Vorwerk.

Fernsehsender sollten die Möglichkeit haben, ab 24 Uhr Pornografie auszustrahlen. "Es geht darum, dass in den Medien mit zweierlei Maß gemessen wird. Gewalt und Leichen, aber kein Akt der Liebe."

Auch Vorwerks Vize Florian Bernschneider findet: "Jugendliche sind mit 16 Jahren alt genug, um selbst zu entscheiden, was sie ansehen". Seine Begründung: "Die Möglichkeit Pornos im Fernsehen ansehen zu können, schützt die Jugendlichen davor, in pubertärer Neugier im Internet zu stöbern, und dort gefährlichere, gewalttätige Inhalte zu finden." Durch die Forderung der Jungen Liberalen werde der Jugendschutz nicht gefährdet.

Die Julis-Kollegen auf Bundesebene reagierten sichtlich überrascht über das Vorpreschen der Hannoveraner. Der in den USA weilende Bundesvorsitzende Johannes Vogel war nicht informiert.

Sein Stellvertreter Moritz Kracht hielt sich im Gespräch mit sueddeutsche.de bedeckt. Es gebe in der Argumentation der Niedersachsen-Julis "mit Sicherheit nachvollziehbare Punkte", man habe jedoch "noch keine abgeschlossene Meinung" zu der Causa.

Kein Kommentar von Westerwelle und Niebel

Und überhaupt: "Wir sehen das nicht als bundespolitische, sondern als landespolitische Angelegenheit", schob Kracht hinterher.

Bei der FDP fiel der Vorschlag der Julis glatt durch: Der niedersächsische Partei-Vorsitzende Philipp Rösler sagte: "Ich halte davon nichts. Die FDP kann im Interesse des Kinder- und Jugendschutzes Pornografie für Minderjährige nicht legalisieren und freigeben." Er würde sich wünschen, dass die Jungen Liberalen sich um wesentliche Dinge wie Arbeitslosigkeit und Bildungspolitik kümmerten.

Die Berliner Parteigranden wollen den Vorstoß aus Hannover unkommentiert lassen, weder FDP-Chef Guido Westerwelle noch Generalsekretär Dirk Niebel waren für eine Stellungnahme zu erreichen. Es sei nicht Aufgabe der Bundes-FDP, den Fall zu kommentieren, Niedersachsen sei "die Ebene auf der sich das abspielt", hieß es in der Bundesgeschäftsstelle.

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