Polizeiuniformen:Froschgrün und Schilyblau

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Die Farben der Sicherheit - Deutschlands Polizei will nicht länger die hässlichsten Uniformen Europas tragen.

Von Joachim Käppner

Die Herren baten um eine Modeschau, und der Gebetene zierte sich nicht. Am Dienstagabend lud Hamburgs Innensenator Udo Nagel die Kollegen aus den Küstenländern in sein Polizeipräsidium, wo Polizisten ihre neue blaue Dienstkluft präsentierten - eine vom Designer Luigi Colani entworfene Kreuzung zwischen der Uniform eines Kapitäns der kaiserlichen Handelsmarine und der eines New Yorker Cops.

Senfgrün wird wohl bleiben - hier ein Entwurf aus dem Jahre 2000. (Foto: Foto:)

Die Nord-Minister waren begeistert, zumal Nagel ihnen versicherte: "Unsere Beamten sind ganz wild darauf." Bremen und Niedersachsen wollen die neuen Kleider auch; Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ebenso, stellen den Wunsch aber wegen einer nahenden Landtagswahl (Kiel) oder wegen Geldmangels (Schwerin) zurück.

"Mode-Demokrat"

Der Urheber der heutigen grün-gelben Uniform, der Couturier Heinz Oestergaard, wurde für seine Schöpfung 1973 als "Mode-Demokrat" gerühmt, doch Generationen von Schupos haben ihn verflucht.

Unmilitärisch und zeitgemäß gewandet sollte die Polizei dem Bürger begegnen. Leider aber erwiesen sich die "Senfmännchen"-Uniformen nicht nur als die hässlichsten Europas, sondern auch als bemerkenswert unpraktisch.

Im Winter friert der Beamte, im Sommer schwitzt er, zu jeder Jahreszeit kratzt und kneift die Hose; die Taschen sind zu klein - alles Fehler, die die neuen Uniformen beheben sollen.

Hamburg will das Siebziger-Design schon im Frühsommer abschaffen - und läutet damit das Ende der erst von Oestergaard begründeten einheitlichen deutschen Polizeiuniform ein.

Die Polizei in Süden bleibt bei Froschgrün, die im Norden trägt Colani-Blau, der Bundesgrenzschutz Schily-Blau. Worin sich Colani- und Schily-Blau wiederum unterscheiden, weiß niemand, weil der Bundesinnenminister die Länder lediglich per Presseerklärung wissen ließ, dass auch der BGS künftig Blau tragen werde.

Zwar will auch Nordrhein-Westfalen bessere Uniformen einführen, gewiss aber nicht das Hamburger Modell, "weil das ja auf Ronald Schill zurückgeht", wie es im Düsseldorfer Innenministerium heißt, den berüchtigten Vorgänger Nagels in Hamburg.

In NRW hält man sich ohnehin eher an die von den "Bläck Föss" prägnant formulierte rheinische Weisheit "Haut-Couture - vill zu düür". Zu teuer also: Innenminister Fritz Behrens (SPD) glaubt, dass es "weit dringlicheren" Bedarf der Polizei gebe, etwa beim Digitalfunk; außerdem sollte "die Polizei bundeseinheitlich gekleidet bleiben".

Wichtiger als Uniformen

Das meint auch Konrad Freiberg, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, der das Hamburger Finanzierungsmodell für "einen Skandal und ein Versagen des Dienstherrn" hält.

Die Handelskammer und große Firmen der Stadt geben eine Art zinslosen Kredit, damit die Umrüstung schnell und nicht erst durch allmählichen Austausch vonstatten gehen kann, wie es der BGS plant.

Nagel hat mit dem Kredit kein Problem: "Warum sollten wir diese Unterstützung nicht annehmen? Es wird ja nicht ,gesponsort von' auf den Jacken stehen." Die Stadt hat für Design und Probemuster etwa 250.000 Euro ausgegeben.

Eine andere Rechnung macht Klaus Jansen auf, Chef des Bundes der Kriminalbeamten, dessen Verständnis für die Modewünsche der uniformierten Kollegen sich in engen Grenzen hält: "Ich kenne Fahnder gegen Kinderpornographie, denen 18.000 Euro für moderne Software fehlen. Da wird das Geld dringender gebraucht."

© SZ vom 21.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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