Politischer Aschermittwoch der SPD:Solide, aber ohne Glamour

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Gespannt hatte man auf den Aschermittwochs-Auftritt von Kurt Beck gewartet. Doch der SPD-Chef spielte nur die übliche sozialdemokratische Klaviatur. Impressionen aus Vilshofen

Die Genossen kennen ihren Chef. Hans Öller, seit 41 Jahren für die SPD im Passauer Stadtrat, fasste Becks Rede treffend zusammen: "Das war wie erwartet. Der Beck ist nicht die richtige Person, um die Sau auszulassen, der ist dafür zu anständig."

In der Tat bespielte Beck die übliche sozialdemokratische Klaviatur vom Kündigungsschutz bis zur Mindestlohndebatte. Wirklich mitreißen konnte Beck die Genossen damit jedoch nicht.

Dabei hatte sich Beck sichtlich Mühe gegeben, eine große Leistung abzuliefern. Noch vor Beginn seiner Rede zog der rheinland-pfälzische Ministerpräsident demonstrativ sein Jackett aus, um den Anschein einer kämpferischen Rede zu erwecken. Von Anfang an sprach Beck mit lauter Stimme, doch die Inhalte seiner Rede blieben hinter seiner Lautstärke zurück.

So griff Beck erwatungsgemäß zunächst die bayerische CSU an: "Bringt euren Laden in Ordnung, es wird höchste Zeit. Wer in Berlin mitregieren will, muss erst mal seinen eigenen Verein im Griff haben", grantelte Beck.

Angriff auf die Spitzenmanager

Seinem bayerischen Kollegen zollte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident öffentlich Mitleid: "Wenn man so abgemeiert wird wie der Stoiber, dann ist das schon bitter." Stoiber sei von seiner Partei "öffentlich umjubelt und gleichzeitig von hinten mit einem Messer in den Rücken erstochen worden."

Darüber hinaus klagte Beck über mangelnde Transparenz der internationalen Kapitalströme, mahnte mehr klimaschonende Techniken an und sprach sich für ein besseres Nahverkehrssystem aus.

Aggressiv wurde Beck lediglich bei seinen Angriffen auf deutsche Spitzenmanager: "Manche können nicht mehr zwischen ordentlichen Zahlungen und Bestechungsgeldern unterscheiden."

Auch sollte sich ein "Löwenanteil der deutschen Spitzenmanager an einem einfachen Handwerksmeister, oder an jedem deutschen Mittelständler ein Beispiel nehmen."

Soliden Applaus erntete Beck auch für seine Zusicherung, dass der Kündigungsschutz erhalten bleibe, und dass die SPD weiter für Mindestlöhne kämpfen werde. Zur Frage seiner möglichen Kanzlerkandidatur äußerte sich Beck jedoch genauso wenig, wie zur Frage, ob er einen Wechsel ins Berliner Bundeskabinett anstrebt.

Nach Becks Rede erhoben sich die Genossen nur langsam zu stehenden Ovationen, nach etwas mehr als zwei Minuten Applaus und nur wenigen "Bravo"-Rufen war Beck von der Bühne verschwunden.

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