Politbarometer Dezember:Union lahmt, Merkel kommt

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Obwohl der CDU-Bundesparteitag weitgehend ohne Nickligkeiten verlief, hat die Union in der politischen Stimmung sogar ein wenig verloren. Überraschend stark im Aufwärtstrend ist dagegen Angela Merkel.

Nach dem Düsseldorfer Parteitag wird CDU-Chefin Angela Merkel von den Bundesbürgern deutlich besser beurteilt. Dem am Freitag in Mainz veröffentlichten Politbarometer zufolge rückte Merkel mit 0,4 Punkten einen Platz bei der Bewertung der wichtigsten Politiker nach vorne. In der zweiten Novemberhälfte hatte ihre Bewertung noch bei minus 0,1 gelegen.

Auch in der Frage der Kanzlerkandidatur der Union konnte Merkel gegen CSU-Chef Edmund Stoiber weiter Boden gut machen. Auf die Frage, mit welchem Spitzenkandidaten CDU und CSU die größere Chance hätten, die nächste Bundestagswahl zu gewinnen, gaben 34 Prozent aller Befragten Merkel an (zuletzt 27 Prozent); 24 Prozent trauten dies (zuletzt 25 Prozent) Stoiber zu. Bei den CDU/CSU-Anhängern fiel der Vorsprung für die CDU-Chefin noch deutlicher aus. Hier gaben 42 Prozent Merkel an und nur 25 Prozent Stoiber.

Schwarz-Gelb weiter mit knapper Mehrheit

Auf die politische Stimmung in Deutschland blieb der CDU-Parteitag von Montag und Dienstag aber ohne große Wirkung. Die CDU/CSU verlor geringfügig und kommt auf 41 Prozent (minus eins). Wie vor zwei Wochen erreicht die SPD jetzt 32 Prozent, die Grünen liegen unverändert bei zehn Prozent, die FDP bei sieben Prozent (plus eins) und die PDS bei vier Prozent (minus eins).

Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie taktische Überlegungen der Wähler stärker zur Geltung. Die SPD käme danach auf 30 Prozent, die CDU/CSU auf 41 Prozent, die Grünen erhielten zehn Prozent, die FDP sieben Prozent, die PDS sechs Prozent und die sonstigen Parteien zusammen ebenfalls sechs Prozent (alle unverändert). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und FDP weiterhin eine knappe Mehrheit im Bundestag.

Patriotismus für die Mehrheit nicht so wichtig

Bei der Bewertung der zehn wichtigsten Politiker konnten sich fast alle etwas verbessern. Weiterhin auf Platz eins liegt Außenminister Joschka Fischer (Grüne) mit 1,8 (im Vergleich zu 1,5 in der zweiten Novemberhälfte).

Das Thema Patriotismus halten 40 Prozent aller Befragten für ein sehr wichtiges oder wichtiges Thema, für 57 Prozent ist es aber ein nicht so wichtiges oder überhaupt nicht wichtiges Thema. Am häufigsten halten die Anhänger der CDU/CSU (49 Prozent) dies für ein wichtiges Thema und am seltensten diejenigen der Grünen (26 Prozent).

Trotz aller Probleme im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik in diesem Jahr war 2004 für die meisten der Befragten (65 Prozent) persönlich eher ein gutes Jahr und nur für 31 Prozent eher ein schlechtes. Von 2005 erwarten 58 Prozent für sich persönlich, dass es eher besser wird und nur 28 Prozent, dass es eher schlechter wird (weiß nicht: 14 Prozent).

Damit fällt das persönliche Urteil sowohl über 2004 als auch über die Aussichten auf das nächste Jahr etwas positiver aus als in den beiden vergangenen Jahren.

Für das Politbarometer befragte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen vom 7. bis 9. Dezember 1233 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. Die Fehlertoleranz wurde bei den großen Parteien mit 2,7 Prozentpunkte angegeben, bei den kleineren mit 1,4 Prozentpunkten.

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