Piloten:Alkohol am Knüppel?

Verkehrsminister Dobrindt hat eine gute Idee.

Von Tanjev Schultz

Natürlich ist es nicht so, dass Piloten regelmäßig eine Bloody Mary kippen, während die Passagiere sich am Tomatensaft festhalten. Dennoch werden ab und zu Flugkapitäne mit einer Alkoholfahne erwischt. In diesem Sommer zum Beispiel nahm die Polizei in Oslo eine stark berauschte Crew der Air Baltic fest. Die Fluglinie versprach, ihre Kontrollen zu verschärfen. In Deutschland sind Alkoholtests für Piloten bisher nicht üblich - ein Versäumnis, das Verkehrsminister Dobrindt jetzt beheben will.

Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine, den ein psychisch kranker Pilot herbeigeführt hatte, dringen Experten zu Recht auf bessere Gesundheitschecks. In den USA sind unangekündigte Drogen- und Medikamententests längst gang und gäbe. Prompt kommt nun Widerstand von der deutschen Pilotenlobby. Der Eindruck, dass so mancher Kapitän ungern aufs Bier an der Bar verzichten möchte, ist vielleicht nicht so falsch.

Allerdings sind nicht alle Bedenken gegen die Kontrollen unbegründet: Manchmal zeigen Messgeräte falsche Werte an; voreilige Schlüsse müssen also unbedingt vermieden werden. Auch Autofahrer dürfen nur getestet werden, wenn es einen begründeten Verdacht auf Alkoholkonsum gibt. Sollen sich Piloten verdachtsunabhängig untersuchen lassen, braucht es dafür eine gute gesetzliche Grundlage - oder die Einsicht der Betroffenen. Piloten sind ja eigentlich kluge Leute.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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