Pfullendorf:Bundeswehr-Hilfe für gemobbte Soldaten

Mit einer Ansprechstelle für die Opfer von Diskriminierung und Gewalt will die Bundesregierung "strukturelle Defizite" aufdecken.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Nach den Übergriffen und Misshandlungen in der Staufer-Kaserne in Pfullendorf hat eine Ansprechstelle "Diskriminierung und Gewalt in der Bundeswehr" ihre Arbeit aufgenommen. Eine dreiköpfige "Startmannschaft" solle sich "an alle aktiven und ehemaligen, zivilen und militärischen Bundeswehrangehörigen" richten, "die Mobbing, Diskriminierung, körperliche oder seelische Gewalt innerhalb der Bundeswehr erfahren oder erfahren haben", sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Dies gelte "auch im Zusammenhang mit Benachteiligungen aufgrund sexueller Orientierung oder Identität". Die Ansprechstelle solle Hinweise entgegennehmen und analysieren, um "eventuell erkennbare strukturelle Defizite" aufzudecken, sagte die Sprecherin.

Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass es in Pfullendorf zu Misshandlungen, Mobbing sowie offenbar teils sexuell motivierten Übergriffen gekommen war. Ans Licht gekommen waren mehrere nicht miteinander zusammenhängende Vorgänge, nachdem sich im Herbst 2016 eine Soldatin an das Verteidigungsministerium sowie an den Wehrbeauftragten gewandt hatte. Nach Darstellung des Ministeriums ist der Auftrag der Ansprechstelle eine Reaktion auf die Vorfälle von Pfullendorf. Nach ursprünglicher Planung sollte die Ansprechstelle lediglich für Bundeswehr-Angehörige zuständig sein, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Nachteile erfahren haben. Nach Angaben des Ministeriums wurde die Zuständigkeit dann jedoch wegen der Vorfälle in der Staufer-Kaserne ausgeweitet. Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker hatte sich dort vor einigen Tagen über den Stand der Ermittlungen informiert und mit Soldaten gesprochen.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: